Was war das nur für ein wunderschöner Morgen gewesen. Spät aufgestanden, ein luxuriöses Frühstück, mit schöner Aussicht genossen und danach im Pool geschwommen. Wenn Lucifer doch nur früher so viel Zeit gehabt hätte, um sich auch wirklich mal eine Auszeit zu gönnen. Das alles war natürlich nicht billig, hatte er in seiner Zeit als Champ allerdings mehr als genug verdient. Außerdem erhielt er dank seines Bekanntheitsgrades eine Sonderbehandlung, die nicht besser sein konnte. Schließlich wollte keiner einen Gast wie ihn unglücklich stimmen. Sein Team war auf dem Zimmer geblieben, während er den Morgen genossen hatte. Koro und Shu hatten sich in sein Kingsize-Bett förmlich verliebt. Ein netter Gedanke, wenn er darüber nachdachte, was der Zimmerservice wohl dazu gesagt hätte, wenn sie ein Aerodactyl und Pikachu in dem Bett gesehen hätte. Dazu war es aber leider nicht gekommen, weil er das übliche 'Bitte nicht stören'-Schild an die Tür gehängt hatte.
Mit lässigen, sehr entspannten Schritten, verließ er sein Zimmer. Seine Pokémon allesamt wieder in ihren Bällen verstaut und an der Sakkoinnenseite befestigt. Entlang der langen Korridore und ganzen Zimmer, bis hin zur Treppe und hinab an die Rezeption ging er. Einzelne Hotelgäste blickten ihn verwundert an, erkannten ihn offensichtlich, sprachen ihn aber nicht an. Bekannte Gäste waren hier mit Sicherheit öfters gesehen. Viele Leute reiste aus der ganzen Welt mit dem Flugzeug hierher, um Einall zu besuchen. Doch auch heute war er sich absolut sicher, dass er das Training nicht vernachlässigen durfte. Entsprechend schaute er bereits gestern nach einem geeigneten Übungsplatz, um diesmal in der Stadt zu trainieren. Womöglich fand sich auch heute jemand, um gemeinsam zu trainieren. Alleine ging das natürlich auch sehr gut, war es aber förderlich, auch mal mit anderen sich ans Werk zu machen. Außerdem hatte er nicht wieder Lust, irgendwo mitten im Wald oder Gestrüpp nach einem passenden Ort zu suchen.

Kaum war er aus dem Hotel raus, begab er sich schnurstracks zum Trainingsplatz. Bereits nach wenigen Minuten war er dort auch schon angekommen. Die Mittagssonne schien warm auf das schwarze Sakko des ehemaligen Champs, was dieser natürlich ausgiebig auskostete. Der Platz war noch komplett leer, fanden sich an diesem Tage noch keine trainingsbegeisterten Pokémontrainer dort ein. Dafür, dass es gerade Zeit für das Mittagessen war, vielleicht auch nicht verwunderlich. Jedenfalls ging er im langsamen, lässigen Tempo in die Mitte des großen Platzes. Kritisch musterte er den gesamten Platz, ehe er nach zwei seiner Pokébälle griff. Aus dem ersten ließ er Anubis, sein Lucario, erscheinen. Zustimmende Laute gab das ruhige, stoische Pokémon von sich. Entsprechend blieb es auch bei seinem Trainer stehen und wartete darauf, dass er etwas sagte. Das andere Pokémon folgte zugleich. Dabei handelte es sich um Shu, das Aerodactyl des ehemaligen Johto und Kanto Champs. Ein freudiges Kreischen stieß sein Stein- und Flugpkémon aus, während es sich in die Lüfte begab. Ein paar Runden wurden gedreht, in welchen es sich die Umgebung anschaute und einige Blicke auf sich zog. Ein solches Pokémon war schließlich selten, vor allem in einer Stadt. Nach diesen Runden setzte es zu einer Landung direkt vor seinem Trainer an, bevor es auf dem Boden aufkam, die Flügel etwas an den Körper anlegte. Zwar war beim Aussehen von Shu deutlich, aus welcher Zeit es ursprünglich stammte, konnte man dennoch die Zufriedenheit in seinem Gesicht ablesen.

"Zeit, dass du mal ein bisschen intensiver trainiert wirst.", sagte Lucifer ruhig zu seinem Aerodactyl, legte ihm seine linke Hand auf den Kopf, streichelte etwas darüber. Anubis verstand sofort, was jetzt getan werden musste. Ohne Umschweife begab es sich auf Abstand, machte sich für einen Übungskampf bereit. Selbiges galt für Shu, das sich richtig positionierte, während Lucifer sich dahinter stellte. "Also los!", gab er den Startschuss, für die beiden Pokémon. Natürlich stürmte das Lucario sofort voraus, um mit Steigerungshieb einen Treffer zu landen. Dabei leuchtete dessen rechte Pfote weiß auf, während es nach vorne sprintete. Ohne auch nur etwas sagen zu müssen, begab sich Aerodactyl im richtigen Moment in die Lüfte und setzte sofort zum Gegenschlag an. Die Klauen an den Flügeln verlängerten sich mit einem hellblauen Schimmer, um Drachenklaue einzusetzen. Im Sturzflug stürzte Shu auf seinen Gegner herab. Anubis hingegen konnte perfekt seine Bewegung stoppen, mit einem Satz nach hinten, auch dem verheerenden Schlag entgehen. Bevor es auf dem Boden aufschlagen konnte, korrigierte es seine Flugbahn, ganz knapp über dem Boden und war damit knapp über Boden. "Jetzt Eisenschädel!", wies Lucifer an. Der Schädel des Gestein- und Flugpokémon erhielt einen metallenen Glanz und Schimmer, während es mit diesem auf das Lucario zuflog. Die Geschwindigkeit, die es noch aus dem Sturzflug hatte, reichte um unglaublich schnell auf Anubis zuzuschießen. Doch erneut gelang es dem Kampf- und Stahlpokémon um Haaresbreite auszuweichen. Diesmal setzte es selbst zum Gegenschlag an, sammelte Energie zwischen den Pfoten, die es an den Seiten platziert hatte und feuerte die Attacke Aurasphäre dem anderen Champpokémon hinterher. "Flieg wieder nach oben!", gab er seinem Aerodactyl zu verstehen, welches sofort nach oben flog und die Aurasphäre damit unter sich hindurchschießen ließ. Diese prallte dann an einer Wand ab, wo sie in einem lauten Knall explodierte. "Jetzt noch einmal, Drachenklaue von oben!", rief der Trainer seinem Pokémon zu. Sofort änderte es wieder seine Flugrichtung, schoss wieder mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit auf das Lucario zu, um mit den gefährlichen Klauen zu attackieren. Dieses hingegen verharrte ruhig auf der Stelle und begann im richtigen Moment Energie im Mund zu sammeln, um einen Drachenpuls zu entfesseln. Viel zu spät zum Ausweichen wurde es von der Attacke erwischt und zurückgeschleudert. "Nutze diese Pause für Steinhagel!", wollte Lucifer sogleich zum Konter ansetzen. Die Schmerzen im Gesicht des Flugpokémon waren gering, fing es sich auch sofort wieder, bevor es Steinhagel einsetzte. Über dem Lucario taten sich große Steine auf, die auf es herabfielen. Dabei waren es so viele, dass es gar nicht so schnell reagieren konnte und von einem erwischt wurde. Zwar war es mehr ein Streiftreffer gewesen, schien er aber durchaus ein wenig zu schmerzen. Jedoch nichts, womit das Kampfpokémon nach all den Jahren nicht klar kam. "Perfekt! Genau so muss es laufen.", meinte er zu seinen beiden Pokémon, die überhaupt nicht erschöpft schienen. Vermutlich hätten sie jetzt noch genauso gut einen offiziellen Kampf bestreiten können.
Was die drei aber im Eifer des Gefechts nicht mitbekommen hatten, war, dass sich ein paar Fans und Neugierige am Rand des Platzes gesammelt hatten. Sie wollten wohl dem, bis kürzlich noch, Champ beim Training zuschauen oder waren von dem Können und Stärke fasziniert. Die beiden Pokémon bemerkten den Blick ihres Trainers und machten ebenfalls die Bemerkung, dass sie beobachtet wurden. Langsam begaben sie sich wieder zu Lucifer, der den neugierigen Menschen entgegenblickte. Kurz überlegte er, unerkennbar. Dann sprach er. "Ich habe gar nicht mitbekommen, dass wir Zuschauer haben.", gab er in seiner üblich lässigen und leicht schelmischen Art von sich - in seinen Augen ein bestimmtes Feuer. "Vielleicht traut sich sogar jemand gegen mich anzutreten.", sagte er fordernd, gar provozierend. Tatsächlich. Zwei Leute, scheinbar beste Freunde traten hervor. "Wir beide gegen Sie! Ein Doppelkampf.", meinte der etwas größere. Beide waren nicht älter als 25, schienen aber ziemlich selbstsicher. Ein kurzer Blick durch die Menge folgte, während er die Augen etwas schelmisch verengte und ein Lächeln aufsetzte. "Dann darf noch jemand an meiner Seite kämpfen.", forderte er dann jemanden auf, aus der Menge zu treten. Seine beiden Pokémon musterten das ganze nur gespannt, während sie natürlich bereit für einen Kampf, tatsächlich sogar heiß darauf waren. Sein blick fixierte weiterhin prüfend die kleine Menge an, abwartend, wer sich wohl dazu entschied, an seiner Seite zu kämpfen. Eine solche Gelegenheit bot sich schließlich nicht alle Tage und war etwas sehr Besonderes.