Es war ein erschreckend warmer Tag gewesen, an dem sich Prof. Artsuiro Campshire sich dazu entschlossen hatte, ihre Reisen anzufangen und sich nach Einall rüberschiffen zu lassen, um dort ihrer Zwillingsschwester einen Besuch abzustatten. Ein derart erschreckend warmer Tag, dass sie es eigentlich nur mit Mühe noch schaffte, sich an der Seite ihres Porygon-Zs zu dem Labor von Akairo zu hieven, welches ehrlicherweise recht... kühl wirkte. Sie registrierte die merkwürdige Bewachsung des Hauses und empfand sie als schön. Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen kehrten in ihr Bewusstsein zurück, in denen sie ebenso ein bewachsenes Haus haben wollte. Das hast du gut gemacht, Schwesterchen!, nickte Artsu anerkennend, als sie die Klinke betätigte und voran schritt, hinein in den hoffentlichen Kühlschrank.
Arie, das Porygon-Z, folgte ihr mit wachsamen Blick, komplett still und ohne jegliche Regungen. "Akai?", rief sie in die Kühle hinein, die ihr schon fast eisig, aber angenehm vorkam. "Biste da?" Eigentlich müsste sie ja schon da sein, oder etwa nicht? Naja, sie hatte sich auf jeden Fall selbst eingelassen.
Und just in dem Augenblick, in dem sie die Türschwelle überschritten und diese sorgfälig geschlossen hatte, damit die Hitze sich gefälligst draußen herumtrieb, wurde diese wieder aufgerissen, eine weitere Person stürmte herein und blickte sich aufgeregt um. "Prof! Prof!", rief der scheinbare Forscher, mit leuchtenden Augen. Hä? Also... Artsuiro war nicht gemeint, oder? Da schien sie auch in das Sichtfeld des merkwürdigen Forschers gekommen zu sein, der ihre Aufmache - heute trug sie, leider Arceus, einen schwarzen, wärmeabsorbierenden Anzug - musterte und sie vermutlich als Buchhalterin abstempelte. "Guten Tag!"
"Hallo", erwiderte sie nur und blickte den Mann musternd an. Was wollte er gleich?

Artsuiro, die immer noch skeptisch blickend im Flur (oder der Eingangshalle) stand, vernahm dann die Stimme ihrer Zwillingsschwester, nach der sich ihr Kopf dann auch drehte. "Ah, da bist du ja-" Sie war momentan nicht die einzige, die nach der Regionsprofessorin von Einall verlangte, nein, sie hatte die leidliche Anwesenheit des anderen Forschers - zumindest hatte er einen Kittel an - schon fast, beinahe aus ihren Gedanken verbannen wollen.
Da drängte er sich mit voller, unverschämter Wucht nach vorne! Und preschte sich zu ihrer Schwester hin, bedrängte sie mit aller Schamlosigkeit und zerrte das arme Geschöpf nach draußen! - nicht. Artsu beobachtete das Geschehen teils verblüfft, dann wieder verärgert, aber wohl auch amüsiert. "Ist ja echt was los bei dir." Ihre Tage waren vergangen mit Zahlen, Porygons und Woingenaus, während sie ihr Physik-Studium bestreiten gegangen war. Ihr Gesicht verzerrte sich leicht, als sie ebenfalls nach draußen trat. Die helle Sonne blendete sie wieder, als die Tür erneut aufgemacht wurde und sie rückte ihr Gepäck, welches sie mit sich führte (Autorin hat vergessen, es zu erwähnen, ha ha.) im Flur zurecht, bevor sie sich dann doch wirklich nach draußen begab.
Ein wasserspeiendes Floink? Wieder breitete sich unverhohlene Skepsis in ihr aus. Sie hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. Doch sie stand ihrer Schwester bei! Oder so ähnlich. Jedenfalls erwiderte sie auf ihr Rufen: "Ja, ja. Ich bin ja schon da. Also, was will er?" Nicht, dass sie es nicht mitbekommen hätte. Als ihr dann auch etwas ins Gesichtfeld hüpfte, in der Ferne.
"DA!", ertönte es vom anderen Forscher triumphierend. "Das Floink da! Das kann Wasser speien!"
Äh... is' klar..., dachte Artsu sich nur, während sie, etwas mies gelaunt, in die Richtung sah. Das Ding war ganz eindeutig ein anderes Pokémon in einem Kostüm! Woher das das auch bitte herbekommen haben soll. "Sicher", meinte sie also nur noch eher lustlos zu dem Forscher, die Augen zusammen gekniffen. Am Himmel waren doch Wolken, oder? Wieso wollten sie sich bloß nicht über die Sonne legen?

Artsuiro nickte, als ihre Schwester ihr erklärte, was der Forscher eigentlich wollte, nachdenklich. Aha. Und diese große Entdeckung war nun... ein wasserspeiendes Pokémon in einem Floink-Kostüm.
Die nächsten Worte ihrer Schwester, von denen sie viel erhofft hatte, gingen dann in Pauken und Trompeten unter. Bitte was hatte ihre Schwester gerade von sich gegeben? Hatte sie denn keine Augen im Kopf? ... Sie wurde sich wieder der Tatsache bewusst, dass Akairo ihre Zwillingsschwester war (ha ha) und dementsprechend wohl auch an Fehlsichtigkeit leidete und zudem keine Brille trug. "Akai, das ist ein anderes Pokémon. Es hat ein Floink-KOSTÜM an, okay?" Warte mal. Woher hat das Viech bitte das Ding? Fragen über Fragen, als sie endlich die Pokémon-Art darunter erkannte. Ein Hydropi, welches sich diebisch darüber freute, derart viel Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Nein, nein, da liegen Sie ganz falsch!", rümpfte der andere Forscher, der es entdeckt hatte, jedenfalls die Nase. "Sie sehen doch, es ist ein FLOINK und es spuckt WASSER." Vermutlich redete er in ziemlich abschätzigem Ton mit ihr, jedenfalls reagierte die Dame in Business-Outfit - sie überlegte, sich doch tatsächlich ihren Forscher-Kittel noch hinterherschicken zu lassen - ziemlich schnippisch.
"Ich vermute, dass Sie, werter Herr, sich auch eine Brille zulegen sollten. Jedenfalls würden Sie dann ziemlich peinliche Verwechselungen verhindern, denn das Ding ist ganz sicher KEIN Feuer-Pokémon, das Wasser speit." Zumal es eine ziemliche Genmutation sein müsste, bevor das hier passieren könnte. "Soll ich es Ihnen beweisen?" Sie würde dieses garstige Ding aber so etwas von einfangen, verschleppen und demaskieren, das konnte vielleicht etwas erleben... Auch wenn sie ihre Reise nach Einall vielleicht mit dem Titel "Pokémon-Quälerin" dann beginnen würde. Eine derartige Unlogik konnte sie einfach nicht zulassen! Das ist... als würde... nein. Eine falsche Rechnung weigerte sich hartnäckig, in ihrem Gedächtnis zu erscheinen.

Am liebsten hätte die Mathematikerin nun einen Tisch gehabt, auf den sie ihren Kopf hätte hauen können - oder auch, um die Köpfe der anderen, anwesenden Personen davon zu überzeugen, dass das verdammt nochmal ein verflucht und verflixt dämliches Hydropi war, dass sich einen Scherz erlaubte! Woher auch immer dieses Kostüm kommen sollte... Sag nicht, am Ende war es noch eine Verschwörung, um scheinbar einzigartige Typen-Kombinationen zu verhökern? ... Aber wer bitte würde diesen Schwachsinn kaufen?
Wie hinterhältig ihr ihre eigene Zwillingsschwester in den Rücken fiel! Sie blickte sie mit wahrlichem Entsetzen an. "Das Ding da ist ein Hydropi." Und gleich ist es kein freies Wesen mehr... Tse. "Es mag vielleicht eine Sensation sein, doch es ist eben keine! Nur wegen der Typen-Kombi, mein Arceus! Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Wasser-Feuer-Pokémon geben wird, geht STARK und zwar GANZ STARK auf Null zu!" Denn was auch immer, sie weigerte sich dennoch, etwas komplett auszuschließen - aber das, das war bewiesene Kostümierungskunst.
"Akai. Du trägst deine Brille nicht. Du weißt, dass ich dir bei deinen Urteilen SO nicht vertraue, oder?" Der Ton klang zwar versöhnlicher, doch immer noch mit einer gewissen, brodelnden Wut im Untergrund. "Also leg dir gefälligst mal eine zu!" Und sie würde schon dieses Biest einfangen gehen, es würde schon sehen, was es davon hatte, die Welt verschaukeln zu wollen... Nicht mit ihr!
... Wieso hatten ihre Pokémon gleich keinerlei kämpferische Erfahrungen? Dann würde sie dem Ding aber erst einmal so etwas von eins überbraten... Ja, ihre eigentlich pazifistisch anmutende Ader war nun zum Überlaufen gebracht worden. Naja, auch egal. Wie wollte sie das Ding gleich fangen? Sie kramte ein paar Bonbons aus ihrer Rocktasche. Ob die was bringen? Sonst würde sie wohl oder übel erst einmal zu ihrer Tasche laufen müssen, in der sich ihre Pokébälle befanden. War das überhaupt ein wildes Hydropi? Andererseits: GAB es wilde Hydropi?

Im Übrigen verbrachte ihr Porygon-Z die Zeit derweil bei Artsuiros Gepäck in der schattigen Kühle von Akairos Labor.

Naja, über die Merkwürdigkeit von wilden Starter-Pokémon musste sich Artsuiro nun auch keine Gedanken mehr machen, denn es schien alles wieder in Butter zu sein! Zumindest glaubte sie es, als das Hydropi aufgrund der Bonbons dann mit zuckelnden, gemächlichen Schritten zu ihnen kam. Sie ging in die Hocke und bot es dem kleinem Kerlchen - oder Weibchen? - an, welches diese daraufhin auch selbstsicher und schnell aufnahm. Aha. Irgendwie... war dieses Biest doch putzig? Oder so? Naja, immerhin blickte die Mathematikerin direkt durch, dass sie hier jemanden gefunden hatte, der ihr vielleicht die übergekauften Bonbons abnehmen würde... Immerhin... gab es die irgendwie nur in Kilo-Packs... Dafür aber... in so vielen Geschmacksrichtungen... Wirklich ein Dilemma.
Da registrierte sie wieder die Anwesenheit des sogenannten Forschers, den sie von nun an Forscher Blindauge taufen würde, da dieser entsetzt klingende Geräusche von sich gab, Tatsache. "So, da haben Sie Ihre schöen Entdeckung. Wirklich brilliant. Finden Sie lieber heraus, warum das hier bitte in freier Wildbahn herumläuft!" Der verdattert wirkende Forscher war aber längst, mit einem Stock Kreise in den Boden zeichnend, verschwunden, oder zumindest im Inbegriff des Verschwindens. Sie zuckte mit den Schultern, war immerhin nicht ihr Problem.
"So. Und was machen wir damit?" Sie sah es prüfend an, während es mit ihrer Schwester scheinbar einen Starr-Contest ausführte. Holla. "Oder hast du eine Ahnung... Sach mal. Kommt das Ding nicht eigentlich aus Hoenn?" Was für eine wundervolle Erkenntnis, die scheinbar auch das Hydropi gehört hatte. Ob es sie verstand oder nicht, es gab einen zustimmenden Laut von sich. "Ob wir es behalten sollten?"

Nun konnte sie sich also wieder auf irgendetwas konzentrieren, was wichtig war. Dieser Forscher... Wenn sie dem jemals wieder begegnen sollte, dann würde der aber definitiv... Volle Kanne ignoriert werden, ja. Noch einmal solche Unlogik würde ihr nur Schlechtes antun.
Jedenfalls bemerkte sie erst jetzt, dass ihre Schwester dem Hydropi gerade in die Wange kniff und dessen Gesicht ein wenig entfremdete. "Äh. Sag mal, das ist sicher nicht gut für das Hydropi." Obwohl. Es hatte sie vorhin schon ein wenig genervt. Ein wenig sehr sogar? Huff... Naja, egal, sie piekste es ja nur. Oder so? War ihr im Grunde ja nun auch nicht sooo wichtig, von daher... Beließ sie es einfach dabei. "Hoenn steht eigentlich auch noch auf meinem Plan", meinte Artsuiro dann noch. Wann genau wusste sie nicht, da sie erst einmal wohl ein paar Tage oder Monate oder Wochen in Einall verbringen würde, aber nun gut. Irgendwann vielleicht? Immerhin machte sie diese Reise ja zu ihrem Spaß, da würde sie schon eigenhändig und nach Laune entscheiden, wann sie diese Region wechselte. Und wenn sie noch mehr Idioten über den Weg lief, war es sicher schneller als sie gedacht hätte.
"Joa, denk mal. Es streunt ja sonst nur herum." Und beschert mir Schereien. Vielleicht sollte ich aber anderen mal einen Streich spielen. Irgendwie breiteten sich leicht dubios anmutende Gedanken in ihr aus, als sie sich dann wieder erhob, das Hydropi sah sie fragend an. "Ich denk mir noch einen Namen für dich aus, Kleiner." Oder Kleines.
Sie sah ihre Schwester vorwurfsvoll an. "Wenn du mir sagst, wo alles ist?", ergab sie sich dann aber doch. "Nimm du aber die Teebeutel dann wieder raus." Ja, darauf hatte sie zumindest gerade keine Lust, als das Dreiergespann dann auch wieder in Richtung KÜHLE marschierte. Ein elektronischer Laut begrüßte sie. "Hallöchen", begrüßte Artsuiro ihr Pokémon. So! Wo ist die Küche gleich?" Es war wirklich angenehm kühl in dem Labor.

Hach, wie schön, wenn dann doch alles geklärt war.
Naja, bis auf die Tatsache, dass es ganz sicher für das Hydropi, welches aber eigentlich sogar recht amüsiert wirkte, wohl eher weniger gut war. Aber da war sie nun faul und meinte nichts weiter dazu. Wobei. Es würde ja ihr Pokémon werden, oder? Sie vertraute einfach mal darauf, dass Akairo nicht in die Nähe des kleinen Mäulchens kam und sich um einen Finger gebracht sehen durfte.
"Ja, gerade angefangen. Deswegen stehe ich auch bei dir auf der Matte, dachte, ich richte dir einen Besuch aus. Was musst du denn heute noch machen?", fragte Artsuiro ihre Schwester. Zum Glück hatte sie ein paar Freunde, denen sie ihre Zucht anvertrauen wollte... Ob es denen wohl gerade auch gut ging? Nun... sie würden eigentlich wissen, dass- Nein! Die Mathematikerin unterbrach ihre fliegenden Gedanken. Sie hatte ja selbst den Anrufbeantworter umgeändert, damit sie verdeutlichen konnte, dass sie momentan nicht im Dienst war! ... Auch wenn Kein Anschluss unter dieser Nummer in den Augen mancher vielleicht etwas kindisch erschien.
Nachdem sie in das Haus eingetraten waren, kramte Artsuiro in ihrer Tasche herum. Irgendwo waren doch... Ah! Da waren sie ja. Zwanzig funkelneue Pokébälle, die sie in zwei verschiedenen Supermärkten zu 10er-Packs gekauft hat, damit sie diesen Premierball abstauben konnte. Zweimal. Man musste ja möglichst effizient sein. Das Hydropi ließ sich nach Bestechung mit einem Bonbon auch recht unproblematisch fangen, welche eine Freude! Nun dürfte sie endlcih wirklich alle Bonbons kaufen~ Oder so.
Dann wandte sie sich der Küche zu, die erstaunlich ordentlich war. Ob da wohl noch andere Hände am Werk waren? Jedenfalls fand sie den Wasserkocher, die Tassen und dann auch den Teebeutelvorrat. "Welche Sorte?" Es gab Darjeeling, Earl Grey, Rooibos Vanille, irgendetwas mit Holunder, komischer Mix mit Äpfeln und ... sie strich sofort diesen merkwürdigen Tee mit Zitronenkuchen raus. Sie nahm auch noch irgendwie die Zustimmung ihrer Schwester auf, die sie erst einmal auf das Teebeutelrausziehen bezog.