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✗ 16.12.2019 | Galar ist da
Ab dieser News könnt ihr euch auch Pokémon aus Galar schnappen!

✗ 3.12.2019 | Allerlei News
In dieser News führen wir einige Lockerungen ein, allen voran bei unserer Shiny-Regelung und haben eine RPV-Abteilung überarbeitet.

✗ 1.12.2019 | Weihnachten im BoW
Es weihnachtet im BoW. Sei es unser Adventskalender oder auch eine Runde wichteln!

✗ 20.11.2019 | Mix-News
Hiermit führen wir die Mini-Plots ein!

✗ 10.11.2019 | News vor Galar
Diese News berichtet über einen frei gewordenen Ultrabesuch-Posten und hauptsächlich QoL Änderungen.

✗ 14.10.2019 | Gemischte News
Diverse News zu unserer aufs Eis legen Farbe, Pokékleinanzeigen und der Reisen-Mechanik. Hier könnt ihr mehr darüber erfahren.

✗ 02.09.2019 | Noch mehr Teamzuwachs
Sayuri ist nun spontan auch noch mit dabei! Näheres dazu hier.

✗ 01.09.2019 | Teamzuwachs
Amelia und Jim Helcon unterstützen nun neu das Team! Hier gibt's Näheres dazu.

✗ 22.08.2019 | Diverses
Handhabungen wurden ergänzt, Achievements angepasst und eine Mod-Suche wurde gestartet, weiteres dazu gibt es hier!

✗ 11.08.2019 | Teamänderung
Es gab eine Veränderung des Forenteams. Odile ist aus dem Team ausgetreten, weiteres dazu gibt es hier!

✗ 02.07.2019 | 4. Geburtstag!
Es ist so weit, BoW wird schon 4 Jahre alt! Um das gebührend zu feiern, gibt es hier ein Geburtstagsevent. Lasst es krachen!

✗ 26.05.2019 | Umfrage zum Umzug
Nach der Ankündigung von letzter Woche findet ihr hier nun die offizielle Abstimmung bezüglich eines Umzugs!

✗ 18.05.2019 | Zukunft des BoW
Derzeit gibt es bezüglich des Forums wichtige Dinge zu besprechen, die ihr hier nachlesen könnt. Aber keine Sorge, es ist nichts Schlimmes!

✗ 01.04.2019 | Osterevent
Mit dem Start des Aprils startet auch unser Osterevent. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Spaß und eine schöne Zeit!

✗ 19.03.2019 | Noch frischerer Wind
Braun gebrannt aus dem Urlaub zurück, schließt sich Lawrence ab heute dem Team wieder an!

✗ 19.03.2019 | Wettbewerb
Bis zum 27.03. habt ihr die Möglichkeit, euch für den Wettbewerb in Orion City anzumelden!

✗ 11.03.2019 | Letzte News & WB-Umfrage
Jetzt habt ihr die Newswelle überlebt! Die letzten großen Änderungen wurden euch hier vorgestellt und als kleine, interaktive Aufgabe gibt es dazu noch eine Umfrage zu den Wettbewerbshallen, an der ihr teilnehmen könnt!

✗ 04.03.2019 | Überdosis News
News, News, News! Wie versprochen gibt es eine große Ladung voller Neuigkeiten und Änderungen, die ihr hier nachlesen könnt!

✗ 01.03.2019 | Veränderungen im Forum
Zwar steht das BoW momentan einer holprigen Zeit gegenüber, doch sitzt das neue Team fleißig daran, im Hintergrund an kommenden Änderungen zu arbeiten. Was genau das heißt, könnt ihr hier nachlesen!

✗ 02.07.2018 | Bonus für RPV & Taijitu
Jeweils die nächsten 5 Bewerber für die RPV und die Taijitu erhalten in der Bewerbungsphase satte 100 Bonuspunkte, die sie zusätzlich verteilen dürfen!
RPV (5/5) | Taijitu (5/5)

✗ 02.07.2018 | BoW wird 3 Jahre alt!
Beyond our Wishes feiert nun schon seinen 3. Geburtstag; feier mit! Mehr findest du hier.

✗ 24.02.2018 | Neue Wettbewerbshallen
Wir suchen neue Wettbewerbshallen! Nun habt ihr die Möglichkeit, Ideen für neue Hallen einzusenden und eure Hallenidee im Rollenspiel zu sehen. Mehr ist hier zu lesen.

✗ 30.11.2017 | Adventskalender 2017
Auch dieses Jahr dürft ihr euch wieder auf unseren Adventskalender freuen! Auch Bewerber haben etwas davon und dürfen die enthaltenen Geschenke für ihre unfertigen Steckbriefe verwenden.

✗ 13.08.2017 | Änderung der Wettbewerbe
Die Wettbewerbe des Forums haben bisher nicht wirklich geglänzt, weshalb ihr nun ins Spiel kommt! Habt ihr Ideen, Anregungen oder Wünsche für den Ablauf von Wettbewerben? Teilt sie uns mit uns sagt uns eure Meinung! Mehr dazu hier!

✗ 02.07.2017 | BoW feiert Zweijähriges!
Beyond Our Wishes gibt es nun schon seit zwei Jahren! Zur Feier des Tages haben wir uns ein paar schöne Dinge für euch ausgedacht, die ihr hier nachlesen könnt!

✗ 20.04.2017 | Ein alter Gegner tritt ab
Heute verabschieden wir uns leider von Shawn, der das Team aus zeitlichen Gründen verlässt, uns aber als User weiterhin beehrt! Wir bedanken uns herzlich für seine Unterstützung und die Arbeit, die er geleistet hat.

✗ 13.04.2017 | Eier hier, Eier dort!
Beyond Our Wishes wünscht euch allen frohe Ostern! Aus gegebenem Anlass haben sich 70 Eier im Forum versteckt. Ob ihr sie findet?

✗ 16.12.2016 | BoWinnliche Weihnachten!
Es weihnachtet in BoW! Bis zum 23.12.2016 habt ihr die Möglichkeit, eure Punkte zu verschenken. Die Bescherung gibt es am 24. Weitere Informationen findet ihr hier.

✗ 24.11.2016 | Adventskalender
Wie auch im letzten Jahr gibt es auch dieses Mal einen Adventskalender, bei dem ihr schöne Preise gewinnen könnt. Alles was ihr dafür tun müsst, ist euch anzumelden!

✗ 27.10.2016 | Teamwiederaufnahme
Wie in diesem Thread darauf hingewiesen wurde, wird Nahash ab heute ihre Teamarbeit als Gründungsadministratorin wieder aufnehmen.

✗ 02.07.2016 | Happy Birthday, BoW!
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Es ist so weit! Nicht mehr lange und Beyond Our Wishes feiert seinen ersten Geburtstag! Um die Wartezeit bis zum großen Tag etwas spannender zu gestalten, gibt es einen Geburtstags-Coundown, an dem ihr teilnehmen könnt!

✗ 29.03.2016 | Teamänderungen
Avery hat das Team verlassen, wird aber als Nanaki weiterhin im Forum aufzufinden sein. Shawn wurde daher nun zum Admin ernannt und BoW hat mit Trafalgar, Qiuyi und Saari auch noch drei neue Moderatoren erhalten! Näheres hierzu findet ihr hier.

✗ 28.03.2016 | Oster Event
Überraschung gefällig? Zieht bis zu 3 Ostereier in diesem Thread und lasst euch überraschen, was daraus schlüpfen wird!

✗ 03.03.2016 | Yoshi nur noch im Hintergrund
Wie ihr in diesem Thread entnehmen könnt, hat Yoshi praktisch alle Aufgaben abgelegt und ist nur noch für die Technik und den Style zuständig.

✗ 01.01.2016 | Glücksziehen zum Neujahr
Versuch dein Glück doch mal bei unserem Glücksziehen, eventuell ziehst du ja das ganz grosse Los...?

✗ 30.11.2015 | Adventskalender
Passend zur Adventszeit könnt ihr jeden Tag ein Türchen in unserem Adventskalender öffnen. Was sich wohl dahinter verbirgt?

✗ 23.09.2015 | Das Oktoberevent
Sie ist wieder da. Die schaurig schöne Halloweenzeit! Daher haben wir für unser Oktoberevent gleich eine ganze Zombieapokalypse für euch parat. Fressen oder noch am fliehen?

✗ 14.09.2015 | Ein neuer Gegner erscheint!
Wie ihr aus diesem Thread entnehmen könnt, wird das Team von nun an von Shawn unterstützt.

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Die Megaentwicklungs-Umfrage geht in die zweite Runde! Dieses Mal könnt ihr bis zum 30.08.2015 voten, wie die Megaentwicklungen in Zukunft gehändelt werden sollen. Hier könnt ihr abstimmen.

✗ 12.08.2015 | Megaentwicklungen
Entscheidet bis zum 20.08.2015 mit, wie Megaentwicklungen zukünftig gehandhabt werden sollen. Hier geht's zur Umfrage!

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Bis zum 20.08.2015 könnt ihr nun für die Hallen abstimmen, die ihr im RPG sehen wollt! Die Abstimmung findet ihr hier.

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Bis zum 11.08.2015 (verlängert) könnt ihr mitwirken und uns eure Beschreibungen für Wettbewerbshallen schicken. Weiteres findet ihr hier.

✗ 16.07.2015 | Quests
Es gibt nun eine Übersicht, in der alle aktuellen Quests gelistet sind. Zudem wurde das Thema "Informationen zu Quests" erweitert.

✗ 11.07.2015 | Reservationsliste
Beim Erstellen eines Steckbriefes wird nun oberhalb des Editors eine Textbox mit Links zu den Reservationen angezeigt.

✗ 02.07.2015 | Eröffnung
Das Forum hat nun offiziell eröffnet! Ihr könnt euch anmelden und eure Steckbriefe beginnen. Sobald eure Steckbriefe angenommen sind, könnt ihr auch schon loslegen!

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Das Forum befindet sich weiterhin im Aufbau. Es fehlen noch einige Threads und Unterforen, ehe wir loslegen können!

Noch keine Ahnung, was du spielen willst?


Dann wirf doch einen Blick in unsere zahlreichen Gesuche!

Entwicklung C für 75 Punkte (bis 18.12.)

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[FSK] Hafen Empty [FSK] Hafen

Beitrag von GastDi Jun 21, 2016 8:33 am

Hafen
Am Hafen Stratos Citys legen an den zahlreichen Docks vielerlei Schiffe an, die entweder von anderen Regionen oder einer der nahegelegenen Inseln kommen und auch diese ansteuern. Auch kann man hier ein Kreuzfahrtschiff, die MS Einall Royal, finden, das jeden Abend eine Rundfahrt bis zur Himmelspfeilbrücke und zurück macht.
Gast
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Gast

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[FSK] Hafen Empty Re: [FSK] Hafen

Beitrag von GastDi Jun 21, 2016 8:34 am

# 9
NAHASH & RUTHLESS CRIMINALS
Stratos City - Hafen

# cf: Großküche; Taijitus Hauptbasis

Die Nacht war längst angebrochen und am Hafen von Stratos City war falsche Ruhe eingekehrt. Der Trubel am Tag war mit der Sonne untergegangen und nun tummelten sich nur noch die einen oder anderen Ratten an diesem Ort. Auf eine eben solche Ratte wartete der Schwarzhaarige, nachdem er ihren Tagesablauf sorgfältig studiert hatte. So gut es eben ging. Tatsächlich verbrachte Nahash viel Zeit damit, das auserkorene Opfer zu studieren, um es abzufangen, wenn sich die günstigste Gelegenheit dafür bot. Zeugen konnte man nicht gebrauchen und wenn man wusste, welchen Weg jemand spät Nachts nach Hause nahm, wenn er betrunken aus einer Bar stolperte, konnte man doch ganz wunderbar abpassen, wann sich die günstigste Gelegenheit ergab. Dieses Mal leider, lief es anders.
Ganz anders.

Wenn der typische Weg einer Zielperson daraus bestand, sich in ein altes, heruntergekommenes Lagerhaus am Hafen zu begeben, um dort die Mitglieder seiner neuen Bande zu treffen, dann war das nicht einfach nur suboptimal, sondern obendrein auch noch riskant. Ein Risiko so groß, dass er es wirklich nicht eingehen wollte, aber in gewisser Weise musste. Einen Verräter, der sich mit einer anderen Bande zusammentat, konnte man nicht frei herumlaufen lassen. Hineinzustürmen war aber schlicht und ergreifend der reinste Selbstmord, weshalb der Schwarzhaarige sich zunächst auf die andere Hafenseite zurückgezogen hatte, um... zu trainieren. Präziser um jenes Paragoni zu trainieren, das er vor einigen Tagen gefangen hatte. Ein freches Pokémon, das einfach nicht gehorchen wollte. In Zukunft konnte ein Geistpokémon aber vielleicht durchaus Vorteile bringen, die einige Dinge erleichterten.
Tatsächlich diente es aber auch schlicht und ergreifend dazu, einen freien Kopf zu bekommen, um dann einen Plan auszuhecken. "Dunkelklaue.", folgte der Befehl, den das freche Paragoni sogleich ignorierte und stattdessen lieber genügsam in der Luft umherschwirrte. Aliqua, die dummerweise als Trainingspartner auserkoren worden war, betrachtete das Geistpokémon vollkommen genervt und hatte es sichtlich schwer, es nicht mit ausgefahrenen Krallen anzuspringen. "Dunkelklaue!", folgte erneut, energischer, doch noch immer tat das Paragoni sichtlich nichts. Bloß Aliqua, die einfach genug von dieser Scharade hatte, stellte sich auf die Hinterläufe, holte tief Luft und überraschte das Geistpokémon urplötzlich mit einem mächtigen Flammenwurf. Und während das Paragoni panisch im Kreis flog, weil man so eben seinen nicht vorhandenen Hintern angekokelt hatte, kicherte das ebenso freche Katzenpokémon in sich hinein. Nahash entgegen seuzfte genervt.
Ablenkung. Ablenkung stellte es durchaus dar, aber keine sonderlich gute, wenn seine Pokémon ihm auf der Nase herumtanzten. Kurzum verschränkte er die Arme, das Kichern des Felilou verstummte und auch das Paragoni hörte endlich auf im Kreis zu flüchten. "Nimm das Ganze ernster, Acario.", mahnte er das Paragoni, das selbst mit seiner sorglosen, frechen Art merkte, dass es Zeiten gab, in denen man sich besser nicht quer stellte. Eine solche Zeit war jetzt. "Also nochmal.", begann der Schwarzhaarige, als ließe sich damit alles auf Anfang stellen. Natürlich nicht, aber man konnte wohl noch träumen. "Dunkelklaue.", ein drittes Mal befahl er dem Geistpokémon diese Attacke einzusetzen und dieses Mal, gehorchte es. Endlich. Sodass der Geist nun mutig das kleine Ärmchen schwang und damit eine schattenartige Klaue heraufbeschwörte, mit der es sich schleunigst auf das Felilou zubewegte. Das Felilou, das problemlos und ohne große Mühe dem Angriff auswich und spöttisch gähnte. "Noch einmal. Schneller." Gesagt, getan; wenn auch widerwillig. Erneut wiederholte das kleine Paragoni die Attacke, erneut wich das Felilou aus. Zumindest hatte sich die Schnelligkeit doch tatsächlich ein wenig erhöht. Dieser Geist konnte, wenn er sich denn nur anstrengte.
Nur Aliqua schien das Potenzial nicht zu sehen, stolzierte provokant herum und achtete lediglich auf die Worte, die Nahash von sich gab. Dass das Geistpokémon seinen Trainer anblickte und auf ein einfaches Kopfnicken reagierte, bekam das Katzenpokémon nicht mit. So kam die dritte Dunkelklaue nahezu aus dem Nichts und erwischte das Felilou mit voller Breitseite. Es konnte wohl von Glück sagen, dass eine Geistattacke es nicht effektiv traf und das Paragoni zusätzlich noch relativ schwach war. Nichtsdestotrotz schreckte die Katze mit einem Mal hoch und zischte wutentbrannt hinter ihren Trainer, um einen Buckel zu machen und aus der Sicherheit heraus den Geist anzufauchen. Dabei konnte das Paragoni doch nicht einmal etwas dafür, dass das Felilou als Trainingspartner auserwählt worden war!

Das Paragoni, mit Namen Acario, lachte sich nun jedenfalls ins Fäustchen, während der Schwarzhaarige sich zu Boden hockte und das Katzenpokémon mit dem Kraulen des Kopfes belohnte. Etwas, was dem Felilou durchaus zu gefallen wusste und etwas, das den Ärger durchaus wieder verfliegen ließ. Letztendlich konnte so ein blödes Paragoni sich nicht mit ihr messen! Weiches Fell, große Kulleraugen - unschlagbar! Zumindest, wenn man das rein nach Aliquas Ansicht beurteilte. Doch wenn man danach ging, dann konnte ihr wirklich kein anderes Pokémon je das Wasser reichen.
Irritiert war die Katze lediglich dann, als Nahash plötzlich nach ihrer Pfote gegriffen hatte. Samtpfoten. Leider gefiel es dem Felilou nur überhaupt nicht, wenn man seine Pfötchen betatschte, obwohl man beim eigenen Trainer sicherlich eine Ausnahme machen konnte. Nichtsdestotrotz starrte Aliqua mit angelegten Ohren hinauf, musste aber feststellen, dass der Schwarzhaarige sie nicht wirklich anblickte, sondern viel eher verloren vor sich hinstarrte. Unfassbar. Sie unterließ es jedoch, ihn in seinen Gedanken zu stören. Das brachte nie irgendetwas Gutes und zumindest hatte sie gelernt, dass sie eben nicht immer ihren Willen bekam. Man musste es sich leider Gottes immer noch verdienen. Nun stand ohnehin etwas völlig anderes auf den Plan. Immerhin griff der Schwarzhaarige zu der Maske, die er dabei hatte und setzte sie sich kurzer Hand auf, bevor er zuerst das Paragoni, dann das Felilou in ihre Bälle zurückrief. Was das bedeutete, wusste Aliqua nur zu gut.
Die Arbeit rief.

Der Weg zu den Lagerhallen, wo das Treffen stattfinden sollte, war schnell gebahnt. Tatsächlich waren aus dem Inneren der Halle einige Stimmen zu vernehmen und die Dunkelheit bot einen wunderbaren Schutz, erwischt zu werden. Als wirklich "verlassen" stellte die Halle sich allerdings nicht heraus. Kisten über Kisten, die so viel Nahash wusste, aber auch illegaler Natur sein konnten. Nichts, was ihn zu kümmern hatte. Womit sie sich das Geld verdienten, ging ihn nichts an, solange es keine geheimen Informationen waren. Kurzum hiefte der Schwarzhaarige sich auf das Dach der Nebenhalle; mit zuhilfenahme einiger Holzkisten außerhalb; um über das zerbrochene Oberlicht ungesehen in die gesuchte Lagerhalle zu kommen. Was er dort vorfand war jedoch nicht das, womit er gerechnet hatte. Offenbar war er nicht der einzige, der auf die Idee gekommen war, dieser Bande einen Besuch abzustatten und so war er auch nicht der einzige, der nach allen Regeln der Kunst hinters Licht geführt worden war. Während die Verbrecher unterhalb sich aufregten und darüber stritten, wie ihre Rivalen sie nur derart hinters Licht hatten führen können, bewegte Nahash sich auf den morschen, hölzernen Balken der Halle vorsichtig weiter.
Es kam, wie es kommen musste. Knackend und knarzend brach der morsche Balken und schleuderte den Schwarzhaarigen nahezu hinab, der es bloß im letzten Moment geschafft hatte, sich semierfolgreich abzurollen. Er war schlecht auf dem harten Boden aufgekommen, konnte von Glück sagen, dass nun nicht mehr als die Schulter schmerzte, doch das Glück war weit davon entfernt, seiner Einladung zu folgen. Augenblicklich hatten die Kriminellen die Initiative ergriffen, den Auftragskiller, der sich zuerst einmal aufrappeln musste, umzingelt und jeden möglichen Fluchtweg abgeschnitten. Es waren zu viele. Sie waren organisiert. Vor allem aber waren sie nicht froh, dass ein ungebetener Besuch vorbeischneite, von dem sie nicht wussten, was er hier tat. Achtsam waren sie. Das zu erkennen fiel dem Schwarzhaarigen gewiss nicht schwer.
"Sieh an.", ertönte die Stimme des Anführers, der sogleich in die Mitte trat, während die Mitglieder seiner Bande weiterhin Nahash umkreisten, wie ein Rudel Hunduster. Ein durchaus passender Vergleich. Den Mann vor ihm konnte man wohl getrost als Hundemon bezeichnen. Als ein sehr in Mitleidenschaft gezogenes Hundemon. Das rechte Auge des Mannes war verziert mit einer Narbe, für die der Auftragskiller der Taijitu durchaus Respekt übrig hatte. Narben zeugten von Kämpfen. Kämpfen von Niederlagen und Siegen. Und der Mann vor ihm verkörperte mit jeder Faser seines Körpers einen Kriminellen der Idealvorstellung. Hart. Kantig. Markant und doch gewieft. Es schien dem Schwarzhaarigen nicht, als könnte man ihm je etwas vormachen. Zu seinem Vorteil war die Maske beim Aufprall jedoch nicht heruntergerutscht. Selbst, wenn der Kopf dieser Bande es versuchte, so konnte er Nahashs Gesicht nicht das geringste ablesen.
"Ich mag ungebetenen Besuch ganz und gar nicht.", gab er von sich und griff mit der Hand in seiner Tasche. Augenblicklich begab der Schwarzhaarige sich in Position. Bereit, das Messer zu zücken, aufspringen zu lassen und voranzustürmen. Etwas, was jeder Vollidiot seiner Körperhaltung ablesen konnte. Bewusst. "Ganz ruhig.", beschwichtigte der Bandenanführer die Situation. Zumindest schien er erkannt zu haben, dass der Schwarzhaarige vor ihm nicht seinen Rivalen angehörte und dass es vielleicht für beide Seiten kontraproduktiv war, den Druck zu erhöhen. Statt einer Waffe zückte der Anführer schließlich einen Pokéball. Warf ihn empor, fing ihn wieder auf. Eine ziemlich eindeutige Geste, wie wohl jeder der Anwesenden fand. Tatsächlich schienen die Mitglieder dieser Bande sogleich viel lockerer zu sein, wurden unachtsamer, aber blieben achtsam genug, um eine Flucht unmöglich zu machen. Nahash brauchte es nicht zu versuchen, um zu wissen, dass er kläglich scheitern würde. Stattdessen erwiderte er die Herausforderung, indem er selbst einen Pokéball zückte. Beide entließen synchron, wie auf Komando, ihre Pokémon in die Freiheit. Zum Kampf.

Was nun dem quirligen Kirlia gegenüberstand; das die Nierderlage des Gegners voraussagend; den sterbenden Schwan tanzte, war ein Lucario. Kein freundlich wirkendes obendrein. Tatsächlich wirkte es sogar äußerst kampferfahren, wenn man es nach der bloßen Körperhaltung beurteilte. "Aurasphäre!", befahl der Anführer der Bande, den Kampf beginnend. Sogleich sammelte sich zwischen den Pfoten des Lucarios die Auraenergie, doch noch ehe das Kampfpokémon dazu kam, den Energieball abzufeuern, ergriff Nahash bereits die Initiative. "Acacia, Doppelteam!", tänzelnd und den Gegner damit noch mehr verwirrend, erschaffte das Kirlia, finster kichernd, Kopien von sich, die tanzten und tanzten und dem Lucario gänzlich das Gefühl dafür raubte, welches nun das Original war. So erfahren dieses Pokémon sein mochte, hatte es doch nichts anderes als den Kampf geschult.
Kaum schloss das Aurapokémon die Augen, um sich stärker auf Acacias Aura konzentrieren zu können, war es auch schon in die Falle getappt. "Teleport und Spukball, los!" Wie befohlen teleportiere das Kirlia sich, um direkt über dem Lucario einen Spukball in den Händen zu sammeln und auf das Lucario abzufeuern, das stur und tapfer keine Anstalten machte, sich vom Fleck zu bewegen. Kurz vor Aufprall feuerte das Lucario selbst seine Aurasphäre ab, um sich kurz in dem aufgewühlten Dunkel für eine andere Attacke bereit zu machen. Und dann sprang es hervor, aus der dunklen Wolke, um das Kirlia eine Metallklaue zum Gruß zu schenken. Auch der Teleport half nicht mehr. Das Feenpokémon bekam die Attacke, unfähig in der Luft auszuweichen ab und Nahash konnte nicht anders, als zu glauben, dass das ganze genau so geplant worden war.
Während Acacia zu Boden stürzte, stürmte das Lucario auch schon wieder los, um erneut mit der mettallernen Klaue einen Treffer zu landen. Nicht jedoch, ohne die Rechnung mit Acacia gemacht zu haben. Ehe das Lucario dazu kam, das am Boden liegende Kirlia erneut zu schlagen, kam der Befehl "Zauberblatt!" und das Kampfpokémon wurde mit einen Schwall an scharfen Blättern begrüßt, die ihm die Sicht raubten und dazu veranlassten, den Angriff zu stoppen. "Nahkampf, los!" - "Noch einmal Zauberblatt!" Noch ehe das Lucario überhaupt zum Angriff ansetzen konnte, entließ das Kirlia erneut einen Schwall an magisch-scharfen Blättern auf das Lucario und sprang, in Erwartung an den Nahkampf, rechtzeitig zurück. Während das Kampfpokémon sich letztlich dazu durchdrang, trotz des Angriffs seine Pfoten zum schnellen Angriff zu verwenden - ins Leere.
Angeschlagen nahmen beide Pokémon sich nicht mehr besonders viel. Im Großen und Ganzen wirkten sie ausgeglichen. Bloß würde das keine Entscheidung bringen. Ein Vorteil musste her. Zeit, zum Nachdenken blieb jedoch nicht. "Aurasphäre, vorwärts!" Energie sammelnd stürmte das Lucario voran. In all der Hektik hatte Nahash letztendlich keinen klaren Gedanken fassen können. "Spukball!" Zunächst verwirrt, gehorchte Acacia dennoch und bereitete den Spukball für das voranstürmende Lucario vor. Die Attacken prallten aufeinander, wirbelten Staub und Qualm auf, der für einen Moment sämtliche Sicht auf die Pokémon vernebelten. Plötzlich Jubel. Der Schwarzhaarige glaubte zu wissen, wem dieses Gejubel galt. Umso überraschter war er, als er sowohl Acacia, als auch das Lucario seines Gegners am Boden erblickte. Völlig überrascht. Noch während er sein Kirlia zurückrief, stieß der Anführer dieser jubelnden Bande einen deutlichen Pfiff aus. "Nicht schlecht." Schlussendlich rief auch er sein Pokémon zurück.

"Wirklich nicht schlecht.", wiederholte er, obwohl Nahash dem nicht beipflichten konnte. Er wusste genau, dass es hätte anders ausgehen können, hätte er nur gänzlich die Ruhe bewahrt. Hätte er Acacia nicht befohlen, zum Gegenangriff zu starten. Ein fauler Trick auf den er glorreich hereingefallen war. Im Grunde war es beschämend. "Also, du gehörst nicht zu dieser Affenbande?", stellte der Anführer in fragendem Tonfall fest und machte einige Schritte auf Nahash zu. Er schüttelte den Kopf. Wen er mit "Affenbande" meinte, konnte er sich aber tatsächlich denken. "Man nennt mich Big John und du bist hier bei den Houndooms!", verkündete er stolz, sowie mit fieser Tonlage, als wollte er einem kleinen Jungen Angst einjagen. Etwas, was bei dem Schwarzhaarigen nun wirklich nicht zog. Stattdessen bemerkte der Mann, der sich selbst "Big John" nannte, die Skepsis, die in Nahashs Blick lag. Dieses Mal war er es, der sich verschaukelt vorkam. "Noch nie von uns gehört?", hakte er nach. Verneinend schüttelte Nahash einfach den Kopf. Eine Antwort, die dem Bandenanführer nicht zu passen schien. Ganz und gar nicht.
"Tch. Sprich wenigstens!", gab er genervt von sich. Kaum streckte er jedoch die Hand nach der Maske des Schwarzhaarigen aus, folgte die Reaktion auf dem Fuße. Das Messer war aus der Tasche gezückt und die Klinge sprang nur um Haaresbreite vor dem Gesicht der Bandenchefes auf. Während die Mitglieder Anstalten machten, nun einzugreifen, beruhigte Big John sie schlicht mit einem einfachen Handzeichen. Schlussendlich ließ er seine Hand sachte sinken, um zu verstehen zu geben, dass er nicht erneut versuchen würde, ihm die Maske abzunehmen. Er sah keine Furcht in Nahashs Augen. Er sah keinen Skrupel. Aber er sah auch nicht den Wunsch zu töten aufflackern. Der Auftragskiller der Taijitu tat es ihm gleich, ließ das Messer langsam wieder sinken, klappte es aber noch nicht wieder zu. Um sicherzugehen, dass dieser Mann es nicht doch noch einmal versuchte. Stattdessen blickte Big John ihm stur in die Augen und glaubte, sie schon irgendwo einmal gesehen zu haben. Irgendwann in seinem Leben, so war er sich sicher, hatte er einen Menschen kennengelernt, der die gleichen Augen besessen hatte.
"Du verstehst dich im Töten?", hakte John nach, mit einem Blick auf das Messer, das Nahash noch immer nicht einklappte. "Wenn man es so nennen möchte.", antwortete er mit gedämpfter Stimme unter der Maske hervor und entlockte dem Anführer der Houndooms damit ein verzücktes, amüsiertes Lächeln. "Oh, du kannst ja doch ganze Sätze sprechen!", kommentierte er, rechnete aber auch nicht mit einer Erwiederung. Es kam nämlich keine. Letztendlich, weil Nahash es als Selbstverständlichkeit und Zeitverschwendung verstand. Zumindest musste Big John ihm lassen, verschwendete er eben keine Zeit. "Ich hätte einen Vorschlag.", erzählte er und wandte sich schlussendlich wieder herum, um sich ein paar Schritte zu entfernen. Auch die einfachen Mitglieder der Bande waren nun vollends locker. Vielleicht lag es daran, dass Nahash dieser rivalisierenden Bande nicht angehörte, vielleicht auch einfach nur, dass ihr Boss einen Plan ausheckte. Wer wusste das schon.
"Wir haben da dieses Problemchen mit... einer anderen Bande, die sich Saesenthessis nennt.", begann er zu erzählen und wandte sich noch einmal abrupt herum. Er spielte mit einer Münze, zwischen den Fingerknöcheln, von der Nahash keinen blassen Schimmer hatte, woher sie so plötzlich kam. Nicht, dass es ihn überhaupt interessiert hätte. Nicht im Geringsten. "Sie führen sich auf, als würde ihnen der Hafen gehören, aber- ... Nun ja, wir konnten sie nicht überraschen, wie du siehst. Sie waren uns einen Schritt voraus." Und mir, schoss es Nahash sogleich durch den Kopf. Es war nicht undenkbar, dass er doch bemerkt worden war, als er sein eigentliches Ziel ausspähte. Was es auch war, es hatte Zeit und Nerven gekostet; ihm auch noch diese unliebsame Begegnung eingebrockt, auf die er nur allzu gerne verzichtet hätte. Irgendetwas, so fühlte Nahash, stimmte mit diesem Mann nicht.
"Du könnest uns behilflich sein.", schlug der Anführer der Bande schließlich vor. Ein Vorschlag, der bei dem Schwarzhaarigen nicht unbedingt auf Anklang stieß. Sich in die Belange irgendwelcher Banden einmischen? Nein. Das einzige, wofür er sich interessierte, war die Zielperson, die sich bei dieser anderen Bande aufhielt. Saesenthessis. Damit konnte er zumindest schon einmal etwas anfangen. Und kreativer als "Houndooms" war es allemal, auch wenn es wohl weniger von Belang war. "Sie nur ein wenig für uns sabotieren.", fuhr Big John fort und begann, als wäre er ungeduldig, auf und ab zu laufen. Ungeduld war es gewiss nicht. Er wollte es wohl schlicht und ergreifend spannender gestalten. Zeitverschwendung. Nichts weiter. "Sie haben diesen Spitzel, der sich gerne in andere Banden einschleust... Es wäre ganz hervorragend, wenn du ihn für uns ausschalten könntest. Den Rest erledigen wir." Das war es also. Nun, letztendlich hatte Nahash es selbst auf eben jenen Spitzel abgesehen, der es gewagt hatte, das Gleiche bei der Taijitu zu probieren. Doch so sehr er dieser Bande auch anrechnen musste, dass sie nicht gerade "Alltagskriminelle" waren, desto schwerer wog doch der Umstand, dass sie ganz oben eben doch nicht mitspielen konnten. Sich für eine solche Bande einsetzen? Oh, nein. Weder hatte sie einen Nutzen für die Taijitu, noch würden sie jemals dahinkommen, von Nutzen zu sein. "Ich kann dir eine zufriedenstellende Belohnung versprechen.", fügte er an. Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, schien fast schon unheimlich. Ganz gewiss aber spöttisch.
"Kein Interesse.", lautete die rasche Antwort. Großartig darüber nachdenken hatte er nicht müssen. Es war offensichtlich, weshalb er sich schließlich zum Gehen wandte. Würde man ihn aufhalten? Im Zweifel musste er sich eben durchkämpfen, wenn es unbedingt sein musste. "Arthur Huxley."
Ein siegessicheres Lächeln umspielte Johns Lippen, als der Auftragskiller nun doch abrupt stehen blieb und sich zumindest wieder halb zu ihm umwandte. Auch mit Maske konnte er nur zu gut erkennen, dass er den Schwarzhaarigen mit diesem Namen völlig aus der Bahn geworfen hatte. Woher kannte dieser Mann den Namen seines Vaters? "Wie bitte?" Das Lächeln dieses Mannes störte ihn zutiefst. Das Gefühl, einen Kampf verloren zu haben, der nie wirklich stattgefunden hatte, machte sich in ihm breit. Doch ehe John antwortete, bewegte er sich langsam wieder auf Nahash zu, als wollte er sich mit der plötzlichen Stille lächerlich über ihn machen. Tatsächlich griff er erneut nach der Maske, die der Schwarzhaarige trug. Dieses Mal jedoch erfolgreich, sodass der Auftragskiller der Taijitu sich ohne große Widerworte die Maske abnehmen ließ. Stattdessen fixierte er den ursprünglich fremden Mann, der nun etwas ganz Persönliches mitbrachte. Arthur Huxley. Nie hätte Nahash geglaubt, den Namen seines Vaters aus dem Munde irgendeines Bandenbosses zu hören.
"Kyurem.", gab er von sich, während er sich der Maske besah, den grimmigen, vor allem aber misstrauischen Blick des anderen, ignorierend. "Eine Legende, die Arthur wirklich liebte. Ein Monster, das angeblich nachts die Gassen einer Stadt heimsucht... klassisch." - "Komm zum Punkt.", entgegnete Nahash ihm deutlich angefressen. Seine Geduld war bereits an dem Punkt überstrapaziert worden, als John diesen Namen erwähnt hatte. Nur kurz blickte der Bandenanführer Nahash abschätzig an, ehe er sich wieder der Maske widmete. Offenbar wollte er seine Geduld noch weiter strapazieren, erkannte aber auch, dass er es wohl besser nicht damit übertrieb, wenn er wirklich einen "Gefallen" erledigt haben wollte. "Sagen wir, eine Ähnlichkeit ist nicht zu verkennen.", fuhr er fort, während er sich schlussendlich doch wieder dem Schwarzhaarigen widmete und sein Gesicht musterte. Dass es sich um Nahashs Vater handelte, musste von keiner der beiden Seiten wirklich erwähnt werden. Beide wussten es nur allzu gut.
"Du solltest wissen, dass ich Arthur gut kannte und ich bin gewillt, mein Wissen mit dir zu teilen, wenn du mir diesen Gefallen tust." Darauf lief es also hinaus. "Einverstanden.", stimmte der Schwarzhaarige schließlich ohne weiteres Nachdenken zu. "Unter der Voraussetzung, dass du mir alles erzählst, was ich wissen will.", wiederholte er, nur, um die Bedingung noch einmal klarzustellen. Das Grinsen des anderen war schließlich Antwort genug. "Selbstverständlich."
Kurzer Hand warf er die Maske dem Schwarzhaarigen wieder zu. "Wir haben also einen Deal." Der Schwarzhaarige nickte, ehe er die Maske wieder aufsetzte und sich erneut zum Gehen wandte. Ungehindert. Ein Deal. Er hatte nicht geglaubt, dass es jemals dazu kommen würde, dass er sich von einer Bande anheuern ließ. Es war dazu gekommen. Hier. Heute. Jetzt. Doch wenn dieser Mann, wie er behauptete, seinen Vater ausgesprochen gut gekannt hatte, dann bot sich eine unwiderstehliche Gelegenheit, mehr über seinen Vater herauszufinden. Sein Leben vor Taijitu. Seine Beweggründe. Vielleicht auch seine Erwartungen und Wünsche. Allen voran aber Dinge, die vielleicht doch ein anderes Licht auf diesen Mann warfen. Vielleicht. Nur vielleicht.

Die Suche nach der rivalisierenden Bande und damit auch dem Gesuchten, stellte sich letztendlich einfacher an, als erwartet. Statt ihrer ursprünglichen Halle, hatten sie sich in eine andere Lagerhalle zurückgezogen und wie schon zuvor waren es die Dachfenster, die Nahash sich zu Nutze machte, um zumindest das Getrubel in der Halle zu beobachten. Die Käfige, die sich in der Halle befanden, deuteten ziemlich sicher an, dass diese Bande Pokémon schmuggelte. Obendrein schienen sie auch noch ziemlich geschäftig zu sein. Laute Rufe, knurren und fauchen diverser Pokémon. Nichtsdestotrotz war es keine besonders gute Idee einfach hineinzuspazieren, die Zielperson abzumurksen und wieder hinauszumarschieren. Abgesehen davon war es wohl viel eher ein stupides Fantasiekonstrukt, das niemals erfolgreich enden würde. Selbst in Schwarz gekleidet war es eben doch zu auffällig, jemanden abzustechen und zu hoffen, unbeschadet da wieder rauszugehen.
Fürs Erste begnügte er sich also damit, nur zu beobachten und sich einen Plan auszudenken, der nicht so recht ins Rollen kommen wollte. Wenn er die Ratte nicht aus der Halle bekam, dann würde er morgen noch hier sitzen. Wie jedoch lockte man unauffällig jemanden hinaus, der nicht gerade achtlos war? Die nächste Stunde verstrich recht ereignislos. Die Mitglieder der Bande kümmerten sich um gestohlene Pokémon, beschäftigten sich an Laptops, redeten, rannten hektisch hin und her. Zu Nahashs Glück jedoch hatte das warten und das stille beobachten sich jedoch vollends gelohnt. Kaum bekam die Ratte, die er von Anfang an hatte ausschalten wollen, einen Anruf, begab sie sich auch schon hinaus, um ungestört und ohne Lärm telefonieren zu können. Leise stieg der Schwarzhaarige vom Dach hinab, lehnte sich leicht, sorgsam, etwas vor, um hinter die Ecke linsen zu können. Das Tor zur Lagerhalle wurde geschlossen. Glücklicherweise. Denn so würde Hilfe mit Sicherheit nicht schnell genug herauseilen können. Ganz so, als wollte er sogar das nette Ziel spielen, entfernte der Spitzel sich sogar noch von der Halle. Perfekt.
Schleunigst wurde das Messer aus der Tasche gezückt, aufgeklappt und sich möglichst leise an das Opfer herangeschlichen, das leider Gottes doch nicht so dumm war, wie es zunächst schien. Gerade, als Nahash dazu ansetzte, ihm das Messer in den Hals zu rammen, drehte das Kerlchen sich um und wich schleunigst zurück. Mit einer Schnelligkeit, mit der Nahash keinesfalls gerechnet hatte. "Tangoloss!", rief er aus, als er einen Pokéball warf und damit das so eben benannte Pokémon befreute. "Aliqua!" - Nahash zog nach.

Tapfer stellte sich das Tangoloss in den Weg, während das Felilou zunächst die Klauen wetzte. "Steinhagel!", befahl die doch leicht panische Ratte, sogleich. Kurzer Hand brachen einige Steine aus dem Boden, die das riesige Pflanzenpokémon auf die Katze abfeuerte, die eben jenen Angriff ironischerweise nutzte, um von Stein zu Stein zu springen und dem Tangoloss so näher zu kommen. "Zuschuss!" Mit Sicherheit riskant, doch wenn die Option besaß, dass wie beim Training mit Acario, Flammenwurf dabei herauskam, dann war es das wohl wert. Zu seinem Unglück aber folgte nichts weiter als ein einfacher Tackle gegen das Tangoloss. Ein Angriff, der den Riesen nur leider nicht besonders juckte. "Rankenhieb!", befahl der Spitzel, nun deutlich selbstsicherer. Das Felilou, so agil es auch sein mochte, fand nicht früh genug Halt um der drohenden Pflanzenattacke auszuweichen und wurde so von der Pflanzenpeitsche getroffen, ohne sich groß wehren zu können. Grob knallte das Unlichtpokémon auf den Boden, richtete sich aber nichtsdestotrotz schleunigst wieder auf, den Schmerz abschüttelnd. "Tch.", gab Nahash unzufrieden von sich.
Auf Eigenkommando setzte das Felilou erneut Zuschuss ein. Die Augen der Katze begannen, mit einem Mal blau aufzuleuchten und die Steine, die das Tangoloss zuvor noch auf es abgefeuert hatten, wurden mit voller Wucht zurückgeschleudert. Dank der Psychokinese, die es erfolgreich von Acacia gemopst hatte. Ausweichden fiel dem Riesen in seiner Masse schwer, sodass er die Steine wohl oder übel ertragen musste. Dennoch ein Angriff, der ihn nicht im Geringsten dazu brachte, zu Boden zu gehen. "Noch einmal Rankenhieb!", befahl der andere und sofort peitschte das Tangoloss erneut auf den Boden. Die flinke Aliqua war erfolgreich ausgewichen. "Jetzt Nachthieb!" Mit ausgefahrenen Krallen sprang das Katzenpokémon auf den Riesen zu, der es; erneut; nicht schaffte, auszuweichen und gezwungen war, den Angriff einzustecken. Noch einmal ließ Aliqua es sich nicht nehmen, auf Eigenkommando Zuschuss einzusetzen, öffnete ihr Maul weit, während sich ein Ball aus dunkler Energie darin sammelte und sprang empor, um ihn abzufeuern. Doch der Spukball, den das Unlichtpokémon auf Tangoloss abfeuerte, saß nicht. Während es den dunklen Energieball erwartete, hatte es schützend seine großen Arme vor sich gehalten, um die Attacke, leider erfolgreich, zu dämpfen.
"Ugh, Klammergriff" Noch ehe Aliqua auf ihren vier Pfoten landete, fing das riesige Pflanzenpokémon die Katze ab und umklammerte sie fest. Und die Ratte, die dieses Tangoloss befehligte, rannte mit einem Mal los. Ohne darauf zu achten, dass das Tangoloss Energie für einen Fokusstoß sammelte, stürmte Nahash dem Flüchtigen hinterher, der zur Tür der Halle hastete. Aliqua ging derweil durch den Fokusstoß des Riesen zu Boden, ohne, dass Nahash Wind davon bekam.

Fortuna meinte es jedoch nicht gut. Kurz, bevor der Schwarzhaarige den Flüchtigen erreichte, der der Tür gefährlich nahe gekommen war, spürte er, wie seine Beine mit einem Mal umwickelt wurden und das Tangoloss, das durch den nun fehlenden Gegner nicht mehr abgelenkt wurde, ihn in die Höhe riss. Kopfüber hängend konnte der Killer nur noch zusehen, wie die Ratte; dieser verachtenswürdige Mensch; die Tür zur Halle aufriss und heftig atmend sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Es dauerte nur einen Moment, da trat mit verwirrter Miene eine Frau aus der Lagerhalle, die sich ihres Kollegen besah und dann mit dem Blick zu Nahash wanderte. Amüsiert schritt sie voran und auch der Verräter wagte es wieder, näher zu kommen.
"Was haben wir denn da~", ertönte die spielerisch, melodische Stimme der Frau, die sich mehr als offensichtlich an der misslichen Lage des Auftragskillers ergötzte. Tatsächlich war diese Situation Nahash so unfassbar zuwider, dass er wohl sofort rot angelaufen wäre, hätte er seine Emotionen nicht im Griff gehabt. Dieser Frau wäre es wohl vollkommen gleichgültig gewesen. Sie amüsierte sie so oder so schon an dem Anblick, vermochte es aber durchaus, eins und eins zusammenzuzählen. Gratuliere. Kurzum hockte sie sich zu Boden, um Nahashs Gesicht näher zu sein, ehe sie ihm die Maske ohne Hast abnahm. Nur die Ratte wich kurz zurück, als sie das Gesicht des Schwarzhaarigen erblickte. Natürlich war Nahash ihm ein Begriff. Wie sollte es auch anders sein? In Anwesenheit dieser Frau jedoch glaubte er sich sicher. So viel war offensichtlich.
"Lass mich raten.", begann die Frau dann, so melodisch und amüsiert wie zuvor schon. "Dieser ungehobelte Vollidiot, John, hat dich angeheuert uns auszuschalten?" Auch das Schweigen, das Nahash ihr entgegenbrachte, nahm diese unheimliche Frau zum Anlass, nur umso breiter zu Grinsen. Selbstverständlich. Immerhin war eben dieses Schweigen die reinste Bestätigung. Sie war nicht dumm, weder war sie erst seit gestern in dieser Branche tätig. Rivalen kannte sie zur Genüge. Killer kannte sie zur Genüge. Versuche, sie zu stürzen, kannte sie zur Genüge. Letztendlich war dort, vor Nahash, niemand anderes als die Anführerin von Saesenthessis, die von allen nur "Sassy" genannt wurde. Sie war grausam. Sie war talentiert. Sie hatte schon so manche verdammt.
"Drehen wir den Spieß doch einfach um, wie wär's?", fuhr sie fort. Obwohl Nahash nicht zu wissen vermochte, wie die Gedankenwelt dieser Frau aussah, so war klar, dass sie auf etwas bestimmtes anspielte. Rivalisierende Banden? Es war nur allzu klar, worauf das hinauslaufen würde. "Du kehrst zurück, tust so, als wärst du erfolgreich gewesen und tötest John für mich, hm? Ich belohne dich sogar, obwohl du versucht hast, meinen Untergebenen zu töten. Klingt das fair?" Nun wich dem schelmischem Grinsen ein fast schon freundliches Lächeln. Ein Lächeln, auf das der Schwarzhaarige mit Sicherheit nicht hereinfiel. Zumal er sich schlicht und ergreifend nichts aus Geld machte. Es waren Informationen, die er wollte. Informationen, die ausschließlich Big John besaß. Was interessierte ihn da Geld?
Die einzige Antwort, die Sassy bekam, war ein plötzlich geworfenes Messer, das sie dummerweise ignoriert hatte. Nicht ihr jedoch galt die kalte Klinge, sondern schlicht und ergreifend seinem ursprünglichem Ziel - der Ratte. Und der Wurf saß. Der Ratte, die sich in fälschlicher Sicherheit gewogen hatte, steckte nun ein Messer im Hals. Mit einem Röcheln und Blut, das sich schnell sammelte, stürzte der Kerl zu Boden. Um dann noch mehr zu röcheln, Blut hochzuwürgen und letztendlich daran zu ersticken. Auch Sassy vermochte es nun nicht mehr zu lächeln, während sie auf ihren sterbenden Untergebenen zurück blickte. Mit vollkommener Fassungslosigkeit. Offenbar hatte sie ihren Ruf maßlos überschätzt und erfasste die Skrupellosigkeit und Dreistigkeit, zu der Nahash fähig war, noch nicht ganz.
Auch die Mitglieder, die an der Tür gestanden hatten, um die zuvor amüsante Situation zu beobachten, starrten nun fassungslos auf den am Boden liegenden, ehe einige von ihnen doch hinausstürmten. Die Anführerin wandte sich wutentbrannt wieder herum und trat, nachdem das Tangoloss den Auftragskiller zu Boden hatte fallen lassen, eben jenem so heftig in den Magen, das ihm für einen kurzen Moment der Atem wegblieb. Einen Schrei, so wie sie es sich gewünscht hatte, bekam sie jedoch nicht zu hören. "Vollidiot.", fluchte sie, während sie ihm förmlich den Absatz ihres Schuhs in den Magen drückte. Es dauerte jedoch nicht lang, da trabte eines der Mitglieder mit einem Seil an, während ein anderes das Messer aus dem Hals seines toten Kollegen zog.
An der Tatsache, dass man seine Hände zusammenfesselte und ihn anschließend grob auf die Beine zog, konnte der Schwarzhaarige nicht viel ändern. Eine unfassbar schreckliche Situation, an der er leider nichts ändern konnte. Es war unvorteilhaft verlaufen. Extrem unvorteilhaft und für einen Moment bereute er es fast, sich auf den Deal eingelassen zu haben. Die Ratte aber, die es zu töten gegolten hatte, war tot. Letztendlich war es wohl doch eine erfolgreiche Mission, auch wenn es um ihn äußerst schlecht stand. "Das wirst du bereuen.", drohte Sassy mit umso hasserfüllterer Stimme.

Der darauffolgende Plan war jedoch simpel. Die Tatsache, dass einer der Männer sein Messer zugeklappt und eingesteckt hatte, war ihm durchaus nicht entgangen. Während Nahash in die Halle geführt wurde, riss er sich mit einem Mal los, rannte vor und rammte eben jenen, der sein Messer eingesteckt hatte. Nachdem er ihn mit voller Wucht gerammt hatte, glitt eine Hand in die Tasche, um das Klappmesser herauszuziehen und zwischen beiden Händen zu verstecken. Die Quittung kam jedoch zeitig und so folgte relativ schnell ein überaus kräftiger Tritt in die Seite, der den Schwarzhaarigen von den Beinen riss. Er konnte es nicht einmal verschleiern, dass der Tritt durchaus gesessen hatte. Das vor Schmerz verzogene Gesicht war durchaus Beweis genug, dass er eben doch fähig war, Dinge zu spüren und sei es nur Schmerz. Die Anführerin dieser Bande jedoch ließ es sich nicht nehmen, heftig nachzutreten und dem Schwarzhaarigen das eingeklappte Messer wieder aus der Hand zu entreißen, das manch einer ihrer Untergebenen nicht einmal bemerkt hatte.
"Amateur!", schimpfte sie. "Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?!" Offenbar war sie nicht amüsiert über den fehlgeschlagenen Versuch. Ihr Tritt aber, das musste Nahash ihr wirklich lassen, hatte es in sich. Stillschweigend sahen die Mitglieder dieser Bande zu, wie der Gefangene sich vor Schmerz am Boden krümmte und ihre Anführerin, kalt und grausam wie eh und je, auf ihn herab sah.
"Ich erzähle dir etwas Schönes.", begann sie erhaben und selbstsicher, während Nahash sie feindselig anfunkelte. "Auch Abfall wie du kann nützlich sein!", verkündete sie in vorfreudiger Erwartung. Dem Schwarzhaarigen schwante Übles und dennoch hüllte er sich strikt in Schweigen, um ihr zumindest nicht diesen Erfolg zu vergönnen. Einige Bandenmitglieder nahmen ihm derweil seine Pokébälle ab und wenigstens war es beruhigend zu wissen, dass sie auch sein Felilou, das draußen noch am Boden lag, nicht vergaßen. Bald schon war jemand hinausgehuscht, um das Pokémon zurückzurufen, ehe es sich doch nochmal in irgendeiner Form aufrappeln konnte. Zumindest gab es dadurch ein bisschen Erleichterung.
"Ich muss dir wohl nicht erklären, wie begehrt Organe sind und wie teuer sie verkauft werden können.", begann Sassy ihre Erklärung. Weiter zu erklären, brauchte sie nicht. Nur zu gut wusste der Schwarzhaarige, worauf es hinauslaufen sollte. Auf diese Art und Weise Geld an einem Feind zu verdienen, hatte tatsächlich etwas furchterregendes und völlig kaltes. "Aber keine Sorge." Der pure Wahnsinn stand ihr ins Gesicht geschrieben. "Ich sorge dafür, dass du ganz genau mitkriegst, wie sie dir entnommen werden. Mit all den damit verbundenen Schmerzen natürlich!" Ihre kalte, grausame Tonlage hatte etwas, das selbst ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Tatsächlich war die Vorstellung, dass sie dafür sorgen wollte, dass er alles ins kleinste mitbekam, mehr als nur ein Graus. Sie schaffte es tatsächlich, ein Angstgefühl in ihm zu wecken.

Als wäre die Lage an sich noch nicht schlimm genug, wurde er bald schon wieder grob auf die Beine befördert und landete anschließend in einem Käfig, der eigentlich für die Pokémon bestimmt worden war. Für die "Ware", zu der er nun leider Gottes wohl auch zählte. Auf grausame, überaus makabere Art und Weise. Den Schlüssel steckte die Anführerin flux wieder in ihre Tasche und widmete sich anschließend wieder ihren Geschäften. Davonlaufen konnte der nun Gefangene schließlich nicht einfach. Geschlagen lehnte Nahash sich mit dem Rücken gegen das Gitter. Die Lage war aussichtslos. Er hatte versagt. Er hatte vollends versagt. Doch nicht nur die Tatsache, dass er versagt hatte war es, die ihn zutiefst schmerzte. Viel eher bereute er, dass er nicht dazu kommen würde, sich zu entschuldigen. Er würde nicht in der Lage dazu sein, Spencer mitzuteilen, was vorgefallen war. Dass es ihm leid tat, dass er versagt hatte. Dass er zumindest aber den Verräter aus dem Weg geräumt hatte! Doch viel schlimmer als das wog die einfache Tatsache, dass niemand je von seinem Verbleib erfahren würde. Allein der Gedanke, dass man ihn womöglich als geflohenen Verräter abstempeln könnte, sorgte für das größte Unwohlsein, das er je verspürt hatte. Ihm war schlecht bei diesem Gedanken. Die Aussicht, Sassy auf die Schuhe zu kotzen, war andererseits aber ganz angenehm.
Tief seufzend warf er schließlich einen Blick auf die anderen Käfige, in denen unzählig viele, verschiedene Pokémon saßen. Pokémon, die in elendigem Zustand waren. Ausgehungert, verletzt, verängstigt. Nahash war niemand, der schnell Mitleid entwickelte, doch wenn er daran dachte, dass es genau so gut auch seine eigenen Pokémon hätten sein können, die dort in Käfigen gepfercht saßen, konnte er nicht anders, als sie mit leicht mitleidigem Blick zu mustern. Nein, er wollte gar nicht erst daran denken, welches Schicksal seine Pokémon erwartete. Er wollte es nicht wissen. Sich nicht mit dem quälendem Gedanken befassen. Unweigerlich dachte er aber doch daran, bis er einen klaren Gedanken zu fassen versuchend, noch einmal zurücklehnend die Augen schloss.

Die Ohrfeige schallte durch den Raum. Die Wut, die der Vater verspürte war so offensichtlich, dass man nicht einmal einen Ansatz von Empathie empfinden musste, um das zu erkennen. Offen war er mit seiner Wut ohnehin. Ihm gegenüber jedenfalls. Nicht einmal der zitternde Leib seines Sohnes vermochte es, seine Wut auch nur im Ansatz zu bremsen, während der 14-Jährige sich die rot anschwellende Wange hielt. Obwohl er tapfer versuchte, die Tränen zurückzuhalten, trug seine Anstrengung keine Früchte, was darin resultierte, dass sein Vater umso zorniger wurde.
"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, da ist nur Stroh in deinem Oberstübchen zu finden!"
Alles wie immer. Alltag.
"Aufgeben ist der erste Schritt zum Versagen."
Die selben Worte. Immer und immer wieder. Jedes Mal aufs Neue.
"Und Versagen kostet dich alles."
Wie oft hatte er diese Worte nun schon vernommen?
"Wenn du also noch einmal sagst, dass du keine Antwort weißt, dann zeige ich dir, welche Bedeutung versagen haben kann."
Bloß das hastige Nicken hielt den Vater davon ab, nicht doch noch einmal zuzuschlagen und trotzdem hatte der Junge nur so hastig genickt, weil die Hand schon wieder erhoben wurde. Sie wurde sachte wieder gesenkt, doch noch immer fürchtete der Junge, dass sein Vater es sich womöglich doch noch einmal anders überlegen könnte.
"Jetzt hör auf zu heulen, verdammt."
Doch egal, wie sehr er es auch versuchte, wollten die Tränen nicht versiegen. Aus Angst wurde mehr Angst. Ob begründet oder gänzlich unbegründet. Dem Tonfall des Vaters entsprechend, nervte es ihn zutiefst und schürte seinen Zorn. Und doch stellte er die Wut hinten an; griff sachte nach dem Arm seines Sohnes und zog ihn sanft zu sich heran, ehe er ihn behutsam; weil er fast glaubte das Kind könne sonst zerbrechen; in seine Arme schloss.

"Vergiss nur niemals, dass es immer einen Ausweg gibt."


Einen Ausweg?

Die plötzliche Erkenntnis traf den Schwarzhaarigen wie ein Schlag ins Gesicht. Ruckartig, schnellte er vor, zog damit unweigerlich einige, verwirrte Blicke auf sich, die sich jedoch nicht weiter dafür interessierten, was ein Kerl im Käfig anfangen würde.
Wie hatte er es bloß vergessen können? Lektion über Lektion, die er in die Seele eingebrannt bekommen hatte. Egal wie aussichtslos eine Lage war. So, wie es kein perfektes Verbrechen gab, so gab es auch kein perfektes Gefängnis. Selbst ein gähnendleerer Raum barg stets die Möglichkeit einer Flucht wenn man wusste wie. Wenn man auf seine Umgebung achtete. Wenn man bloß aufmerksam genug war. Er würde dieser schrecklichen Person schon beweisen, dass sie gänzlich daneben lag, als sie ihn als Amateur bezeichnet hatte. Nein. Ein Amateur war er gewiss nicht. Nicht fehlerfrei. Nicht frei von Zweifeln. Doch ein Amateur, nein, das war er keinesfalls. Das würde sie schmerzlich feststellen müssen.
Erneut warf der Schwarzhaarige einen Blick auf die Käfige neben seinem. Auf die ausgehungerten Pokémon. Prüfend fasste er in seine Manteltasche, um festzustellen, dass man ihm zwar seine Pokébälle abgenommen hatte, sich aber immer noch die Tüte mit Keksen finden ließ, die er eigentlich für seine eigenen Pokémon dabei hatte. Ein Fehler; ein unfassbarer. Einen Moment wartete er ab, bis die Anführerin der Bande, die sich um allerlei Angelegenheiten kümmerte, nah genug war um wütend herüber zu eilen. Mit Sicherheit ließ es sich dieses Weibsbild nicht nehmen, selbst Hand anzulegen. Ein Charakterzug, der nur allzu schnell klar geworden war.
Die Tüte wurde geöffnet und sogleich den hungernden Pokémon entgegen geworfen, die beim bloßen Anblick von Essen anfingen, in ihren viel zu kleinen Käfigen zu randalieren. Die Aussicht, etwas zwischen die Beißer zu bekommen, animierte die müden Pokémon dazu, auch noch das letzte bisschen Kraft aus sich herauszuholen. Sassy, der die plötzliche Randale natürlich nicht entgangen war, hielt zielstrebig auf die Tüte zu, um sie schleunigst in weite Ferne zu kicken. Bloß, damit die armen Pokémon Ruhe gaben. Wie geplant wandte sie sich anschließend Nahash zu.
"John hatte recht.", begann er plötzlich. Es waren die ersten Worte, die Sassy von ihm hörte, was die Wirkung mit Sicherheit steigerte. "Womit hatte er recht?", hakte sie skeptisch nach und betrachtete den Schwarzhaarigen überaus missbilligend. Jener richtete sich auf, trat näher an die Gitterstäbe heran. Absichtlich. "Du bist wirklich das hässlichste Weibsbild, das mir je unter die Augen gekommen ist." Zorn stand ihr nun deutlich ins Gesicht geschrieben. Eitelkeit, eine gar wunderbare Eigenschaft, wenn man sie nicht selbst besaß. Auch, wenn Provokationen gewöhnlich nicht sein Bier waren, half es in manchen Situationen doch unfassbar gut dabei, sein Ziel zu erreichen. Wut machte sowohl blind, als auch unvorsichtig. "Ich glaube, du warst wirklich ein Mann; wie er sagte.", setzte er drauf und blickte in das Gesicht einer wutentbrannten Frau, die eilig, besonders schnellen Schrittes, an den Käfig herantrat. Der pure Hass flackerte in ihren Augen auf, als sie schleunigst durchs Gitter griff, Nahash grob an den Haaren packte und gewaltsam und mit voller Wucht ans Gitter zerrte. Schmerzhaft und doch Teil des Plans.
Zum Glück waren die Gitterstäbe weit genug auseinander, dass er es schaffte, trotz gefesselter Hände, hindurch zu greifen. Dass sie ihm die Hände nicht auf den Rücken gefesselt hatten, stellte sich für sie als fataler Fehler heraus. Während Sassy geblendet von ihrer Wut war und sich viel eher darauf konzentrierte, den Schwarzhaarigen so grob festzuhalten, wie möglich war, fasste jener behutsam in ihre Tasche und nahm den Schlüssel für den Käfig an sich. Kaum wusste er ihn in seinen Händen, setzte die Anführerin der Bande noch einen drauf, riss seinen Kopf nach hinten, um ihn dann wieder gewaltsam gegen das Gitter schnellen zu lassen. Den schmerzverzerrten Ausdruck in Nahashs Gesicht, genoss sie in vollen Zügen.
"Planänderung.", sagte sie plötzlich, mit solch einem Hass in ihren Augen, dass sie für einen Moment alles um sich herum vergaß. "Wusstest du eigentlich, dass ich eine große Verfechterin mittelalterlicher Foltermethoden bin? Sie sind wunderbar grausam.", eröffnete sie. Für einen Moment hätte man glauben können, dass man bloß vom Regen in die Traufe gekommen war, doch die Rettung kam unverhofft. Ohne Vorwarnung. Sie kam urplötzlich und mit einem Knall. Einem wahnsinnig großen.

Schreie. Höherschlagende Flammen. Sie waren so plötzlich und unverhofft gekommen, dass selbst Nahash für einen kurzen Moment an die Existenz von Schutzengeln glaubte, sofort aber wieder damit aufhörte, als er auf den Gedanken kam, dass für die Explosion und die Flammen am Eingang der Lagerhalle ein vermutliches Volto- oder Lektrobal zum Kamikazekämpfer geworden war. Hunduster und Hundemon heizten die Flammen wahrscheinlich umso mehr an. Kopflos ließen die Mitglieder dieser Bande alles stehen und liegen, um bloß hinaus zu flüchten.
"John.", zischte Sassy, die vor Wut zu explodieren drohte und ließ Nahash schlussendlich wieder los. Nicht jedoch, ohne ihn nicht zumindest grob wegzustoßen. Siegessicher wischte der Schwarzhaarige sich das Blut vom Gesicht, das dank der groben Behandlung dieser Frau, durch Nasenbluten gekommen war. Ein bisschen Schwund war doch schließlich immer.
"Zu dir komme ich noch!", zischte die Furie ihm entgegen. Der siegessichere Ausdruck, der in seinem Gesicht lag, war ihr keinesfalls entgangen. "Aber zuerst müssen ein paar Straßenköter geschlachtet werden." Schleunigst setzte sie sich in Bewegung und merkte durch den ganzen Trubel nicht, dass in der Sekunde, als sie den Weg in die Schlacht antrat, der Schwarzhaarige den gestohlenen Schlüssel nutzte, um seinen Käfig aufzuschließen. Der Angriff dieser Houndooms war die wahrlich perfekteste Gelegenheit, die sich je hätte ergeben können. In dem heillosen Durcheinander, in dem alle Mitglieder zum Kampf hinausstürmten, war es ein leichtes, seine Sachen zu holen. Seine Pokébälle und sein Messer lagen ein ganzes Stück vom Käfig entfernt. Auf einem Tisch mit allerlei gestohlenen Sachen. Kaum hatte er seine Pokébälle wieder eingesteckt, ergriff er das blutige Messer, klappte es sogleich zum keine Ahnung wie vielten Male an diesem Tag auf und folgte Sassy mit schnellen, aber überraschend leisen Schritten.
Sie spürte urplötzlich, wie sich ein Arm um ihren Hals schlang. Wie ein scharfes Messer in ihrem Rücken landete. Unfähig, etwas zu tun, während ihre Männer draußen tobten. Der Mund war zum Schrei geöffnet, doch keiner wollte entweichen. "Ich töte eigentlich nicht gegen meine Prinzipien.", begann der Schwarzhaarige zu erzählen. Nun war es Sassy, der ein kalter Schauer über den Rücken lief, als sie kalten Atem an ihrem Ohr spürte. Er war zu nah. Deutlich zu nah. Als wollte er um jeden Preis jede noch so kleine Reaktion einfangen, die sie im Zeitpunkt ihres Todes von sich geben würde. Wirklich falsch lag sie damit nicht. Worte vermochte sie aber nicht mehr hinauszubringen.
"Übrigens bin ich kein Amateur.", brachte Nahash hervor und kam auf die Worte zu sprechen, die gefallen waren. Bevor dieses Chaos ausgebrochen war. Als Sassy noch glaubte, seine Organe an hoch zahlende Kundschaft verkaufen zu können. "Ich wurde jahrelang geschult. Auf alle Eventualitäten vorbereitet.", fuhr er fort und je länger er das Wort ergriff, desto größer wurde die Angst, die diese Frau verspürte. Unbändigende Angst, die sich bloß noch fragte, wann nun endlich die Erlösung kommen würde. Sie wollte nicht kommen. Noch nicht. "In Sachen Grausamkeit stehst du meinem Lehrmeister jedoch in allen erdenklichen Punkten nach." Bewusst vermeidete er es, seinen Vater zu benennen. Zwar würde die werte Dame wohl nicht mehr allzu viel mit dem Wissen anfangen können, dass der sogenannte "Lehrmeister" niemand geringeres war, als sein eigener Vater, aber letztendlich brauchte es sie nicht zu interessieren. Sie würde ohnehin sterben. Wen interessierten die Details? Wen interessierte das Schicksal, das irgendjemand erlitten hatte?
Grausamkeit. Grausam war es nicht, jemandem einfach Schmerzen anzudrohen. Nicht, jemanden mit Worten Angst einzujagen zu versuchen. Grausam waren andere Dinge. Dinge, die diese Frau vielleicht nicht einmal kannte. Die sie vielleicht nicht einmal zu erfassen vermochte. Doch sie hatte es geschafft. Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, eine solche Wut in Nahash zu wecken, dass er selbst umgeben von höherschlagenden Flammen dazu geneigt war, seinen Monolog fortzuführen. Und er tat es.
"Es ist ein Fehler, sich einen Platz in der oberen Liga zu suchen, wenn man einfach nicht dafür geeignet ist." Die Zähne aufeinandergepresst war es lediglich ein wütendes Zischen, das Sassy noch von sich gab. Worte fand sie noch immer nicht, doch ihrem Hass verlieh sie allein damit bereits Ausdruck. "Aber die Quittung kommt schnell.", schloss er und zog das Messer anschließend aus ihrem Rücken. Schnell. Nur, um stattdessen seinen Arm um ihren Hals zu lockern und das Messer dort anzulegen. "Ich hoffe trotzdem...", begann er abschließend, ehe er rasch und mit ausreichend Druck die Klinge an ihrem Hals entlang zog. "... dass du in Frieden ruhst." Die letzten Worte bekam sie schon gar nicht mehr mit. Der Körper fiel schwer zu Boden. Lag regungslos da und trotzdem verharrte der Schwarzhaarige noch für einen Moment an Ort und Stelle. Die Tatsache, dass John hergekommen war, warf jedoch Fragen auf, auf die er nur zu gerne einige Antworten hätte. Die Schreie der aufeinandertreffenden Bandenmitglieder ignorierte der Schwarzhaarige gekonnt, während er auf den toten Körper vor ihm herabblickte.
Letztendlich spürte er weder Hass, noch Zufriedenheit. Nichts. Es war das einfache, unbedeutende Nichts. Und dennoch konnte er nicht sagen, dass er wirklich rein gar nichts empfand. Es war keine Reue. Es war keine Antipathie. Es war jedoch auch kein Mitleid. Keine Sorge. Es war ein Gefühl, das dort irgendwo zwischenschwebte. Das nicht benannt werden konnte, vielleicht auch gar nicht wollte. Es kam ihm unwirklich vor. Worauf hatte er sich eingelassen? Wozu war es gekommen? Sich in einen Bandenkrieg ziehen zu lassen? Wie bescheuert war er gewesen? Wie wahnsinnig, sich in etwas einzumischen, was ihn nicht das Geringste anging? Was ihn nicht hätte kümmern brauchen? Mit Sicherheit hätte er noch ein, zwei Tage entbehren können, um sich der falschen Ratte zu entledigen. Zu einem Zeitpunkt, wo sie allein war. Wo ihr keiner geholfen hätte. Zu einem Zeitpunkt, wo es absolut niemand mitbekommen hätte. Dumm war er, als egoistischen Beweggründen heraus einen fragwürdigen Deal einzugehen. Das nur, um Dinge in Erfahrung zu bringen, die er vielleicht lieber doch nicht wissen wollte. Einem Mann Glauben schenken, den er weder kannte, noch von dem er wusste, ob er auf dessen Worte vertrauen konnte? Was um Himmels Willen hatte ihn dazu geritten? Was hatte ihn zu einer solchen Idiotie bewegt?

Er lächelte bitter.
"Da ist wirklich nur Stroh in meinem Oberstübchen."


Nach einer Weile hatte der Schwarzhaarige sich endlich hinaus begeben. In die Freiheit, die von Flammen geziert doch gar nicht mehr so frei wirkte. Hier und dort lag bereits eine Leiche, kämpften die rivalisierenden Bandenmitglieder mit Messern und mit Pokémon, gegeneinander. Den Tod ihrer Anführerin hatten die Mitglieder der Saesenthessis Bande noch nicht mitbekommen. Bloß "Big John", der plötzlich gar nicht mehr so groß wirkte, wurde auf Nahash aufmerksam. Erschlug seinen unterlegenen Gegner und machte einige Schritte auf den schwarzhaarigen Killer zu. Sorglos hob jener seine Maske vom Boden auf, die Sassy achtlos weggeworfen hatte. Er würde sie brauchen. Undenkbar, dass eine solche Rauchschwade keine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wenn es vor Schaulustigen und Rangern nur so wimmelte, wollte er nicht ohne Maske sein. Wollte er eigentlich nicht einmal mehr hier sein.
Dieser Teil des Hafens glich dem Schauplatz eines unbeschreiblichen Massakers. Nichts, womit er je gerechnet hatte, als er sich auf etwas eingelassen, wovon er mittlerweile nicht einmal mehr wusste, worauf. "Sassy?", fragte der Boss der anderen Bande kurz und knapp. "Tot.", lautete die ebenso kurze Antwort darauf und betrachtete dabei seine Maske. Entsprach es wohl der Wahrheit, dass sein Vater eine Faszination für jenes Pokémon entwickelt hatte? War es Zufall, dass er selbst auf diese Idee gekommen war, eine solche Maske zu tragen? Johns Augen verengten sich merklich. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm."
"Was...?", brachte der Schwarzhaarige als Erwiderung hervor. Erst, als er John ansah, traf ihn die Erkenntnis. Die kalte, bittere Erkenntnis. Wie hatte er so blöd sein können? So unachtsam? So naiv? So leichtgläubig? Dieser Mann, der ihn nun selbst mit hasserfüllten Augen ansah, hatte von Anfang an nicht vor gehabt, freundlicherweise Informationen zu teilen. Nicht im Geringsten. Nicht im entferntesten Winkel seiner Absichten hatte er auch nur einen Augenblick daran gedacht, mit Nahash sein Wissen zu teilen. Es war nie seine Absicht gewesen.
"Arthur war verachtenswürdig.", ergriff der Mann, bekannt als "Big John", das Wort. Und wenn es nicht zuvor schon klar war, so wurde es nun umso klarer, welche Absicht dieser Kerl hegte. Das war keine Hilfe. Keine Bereitschaft, sein Wissen zu teilen. Es war Hass. Sowie Rachelust.
"Allerdings hat er vor einiger Zeit leider das Zeitliche gesegnet." Nichts, was man Nahash erzählen musste. Immerhin war er derjenige gewesen, der ihn getötet hatte. Das allerdings wusste dieser Kerl selbstverständlich nicht. "Er hat uns all die Jahre hintergangen...", erzählte John und betrachtete ruhig Nahash. Also war sein Vater Mitglied dieser Bande gewesen? Vor Taijitu? Währenddessen? Zum Schein?
"Du tust mir fast schon leid.", gab der Mann schließlich zu. Nahash vermochte es nicht, seine Verwunderung zu unterdrücken. Leid tun? Ihm? Nicht im Geringsten fiel ihm ein, warum er jemandem Leid tun sollte. Doch auf Johns Lippen bildete sich ein fieses Grinsen. Ein beinahe furchteinflößendes.
"Arthur war besessen von seinen Idealen. Von der Vorstellung seiner idealen Welt. Dazu gehörte die Vorstellung, dass seine Kinder einmal selbst nicht von ihren Idealen abzuhalten wären und er tun würde, was immer dazu nötig sei. Ich kann mir vorstellen, wie hart das sein musste." Provokant verengte der Mann seine Augen. Keiner der beiden hatte die Tatsache aussprechen müssen, dass Bescheid wussten. Dass es Gewissheit gab, wer Nahash war, dass jener wusste, dass der andere es wusste. Es hatte nicht ausgesprochen werden müssen und nun sprach er an, was im Dunkeln hätte bleiben sollen. Wie gerne hätte Nahash einfach widersprochen. Nur des Widersprechens willen. Die Realität sah jedoch anders aus. Tatsächlich hatte Nahash so sehr an seinen Idealen festgehalten, dass er ohne zu Zögern seinen eigenen Vater umgebracht hatte. War das sein Ideal gewesen? Durch die Hand eines seiner Kinder zu sterben? War das vielleicht der alleinige Grund für den geplanten Putsch? Für den angeblich geplanten Putsch? Ein einfacher Test? Hatte er womöglich seinen Vater getötet, ohne dass er je falsche Absichten gehegt hatte? Allein der bloße Gedanke warf den Schwarzhaarigen dermaßen aus der Bahn, dass er ein paar Schritte zurück machte. Dass ihm der Boden wie unter den Füßen weggerrissen wurde. Die Welt stand urplötzlich Kopf!
"Pfft, nein, eigentlich nicht.", korrigierte John sich, als hätte er nur darauf gewartet, nachtreten zu dürfen. Eine bewusste Provokation. Dessen war sich Nahash durchaus bewusst. Doch kreisten seine Gedanken nun um alles Mögliche, sodass er ohnehin nicht mehr wusste, was er eigentlich noch denken sollte; woran er glauben sollte. "Allerdings zerstöre ich mit dem größten Vergnügen die Überbleibsel von diesem Bastard.", kündigte der Verbrecher an und warf einen Pokéball in die Luft. Ein Rematch. Ein Rematch, für das Nahash die Ruhe fehlte. Der Kopf. Nichtsdestotrotz zückte er den Pokéball seines Trikephalos und entließ das treue Drachenpokémon zum Kampf. Sein Gegner, ein Trombork, schien auf den ersten Blick unterlegen, doch Nahash hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass es einen falschen Eindruck machen konnte.

"Trombork, Spukball!" Der erste Befehl kam, die dunkle Energiekugel sammelte sich, während das Trikephalo, Gloria, auf eine Reaktion seitens ihres Trainers wartete. Sie spürte die Unsicherheit, die sich in ihm breit machte. Die plötzliche Unsicherheit, die sie seit Ewigkeiten nicht gespürt hatte und die urplötzlich wieder aufgetaucht war. Während der Spukball schließlich auf sie zuraste, reagierte Gloria gar nicht. Sie wich nicht aus. Sie verharrte stur an Ort und Stelle und fing den Spukball ab. "Gloria...", wisperte der Schwarzhaarige, der von der Handlungsweise seines Trikephalos mehr als nur überrascht war. Jenes weibliche Trikephalo blickte ihn mit ihren großen Augen, die die meisten wohl als unheimlich beschrieben hätten, an. Nahash jedoch erkannte, dass in ihnen etwas Warmes lag. "Sieht so aus, als hätte dein eigenes Pokémon dich bereits aufgegeben!", lachte der Bandenkopf lauthals los. Spöttisch. Nie hatte Nahash wirklich darüber nachgedacht. Es vielleicht vedrängt, doch Gloria; diese Trikephalodame, die ihn vertrauensselig und warm anblickte; war ein Geschenk seines Vaters gewesen. Ein Geschenk, das Nahash nie verschmäht hatte. Dass heute noch an seiner Seite war. Ihm zur Seite stand. Gloria hatte ihn nie aufgegeben. Auch jetzt nicht, wo der Schwarzhaarige nach langer Zeit in Zweifel versank. Unberechtigte Zweifel. Zweifel, die nicht sein mussten. Das jedenfalls schienen ihre Augen mitzuteilen und Nahash hatte nicht vor, sie zu enttäuschen.
"Gloria, Stahlflügel!", befahl der Schwarzhaarige, nachdem er sich endlich wieder etwas gefasst hatte. Mit dem größten Vergnügen kam die Drachendame dem Befehl nach, erhob sich sogleich in die Lüfte und stürzte mit metallernd schimmernden Flügeln auf das Trombork hinab. "Begrüß es mit einem Gifthieb!", ließ John verlauten, der sich eines Sieges vollkommen sicher war. Das Trombork machte sich bereit die anbahnende Gefahr mit einem Gift umhüllten Schlag zu begrüßen. Doch die Gefahr stoppte abrupt. "Drachenpuls!" Der Stahlflügel wurde gestoppt. Die Flügel glänzten nicht mehr, doch sogleich trat ein gehöriger Schwall Drachenatem dem Pflanzenpokémon entgegen, das abrupt selbst seine Attacke abbrach, um auszuweichen. Doch zu spät. Der Drachenpuls saß und die Selbstsicherheit war so schnell wieder aus dem Gesicht des Mannes verschwunden, wie sie gekommen war.
"Was weißt du schon.", gab Nahash plötzlich von sich. Die Tatsache, dass er sich wieder fing, wusste John nicht zu gefallen. Es war keine Frage. Es war eine simple Feststellung, die man mit einer Frage hätte verwechseln können. Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm? Was wusste er, dieser verachtenswürdige Mann, schon von Stämmen und Äpfeln? Was wusste er schon, ob Nahash einfach nur einem Ideal entsprungen war? Er wusste es ja nicht einmal selbst. Wie konnte dieser Mann sich dann dazu erdreisten, sich anzumaßen, alles zu wissen? Wie konnte er glauben, sich Dinge anzumaßen, von denen er einfach keine Ahnung hatte? Bekannte? Ehemalige Kollegen? Was hatte das schon für einen Wert, wenn es so viele Jahre zurücklag, dass Nahash nicht einmal etwas davon wusste?
"Noch einmal, Drachenpuls!", folgte inmitten der plötzliche Befehl. Dieses Mal machte das Trombork sich auf den Drachenpuls gefasst, wartete ab, während das Trikephalo auf es zugeflogen kam. "Stahlflügel.", folgte sogleich der neue Befehl, als das Trikephalo näher gekommen war. Die Stimme klang gleichgültig; mit einer Mischung aus Wut. Kurzum beschleunigte das Trikephalo, die Flügel glänzten wieder metallernd und trafen das Trombork, noch ehe John dazu gekommen war, irgendeinen Befehl zu geben. Er wusste nicht, was lief, doch es war offensichtlich, dass dieses Trikephalo in einer ganz anderen Liga spielte, als das Kirlia, gegen das er zuvor gekämpft hatte. Es war, als wusste dieses Trikephalo, was sein Trainer befehlen würde, ohne dass er es eigentlich aussprechen musste. Es schien unfassbar; unwirklich.
Nahash starrte seinen Gegenüber regelrecht an. Was in seinem Blick lag, war kalte Wut. Wut, die sich nicht durch wildes Geschrei und Willkür äußerte. Kalte, berechnende Wut. "Dieses Pokémon war ein Geschenk meines Vaters.", erklärte der Schwarzhaarige sodann. Sein Blick, so glaubte John, verfinsterte sich, als er jene Worte sprach. "Gratuliere. Du bist eine größere Marionette, als ich dachte.", blufft der Bandenkopf. Dass seine Bande im Grunde genommen bereits in Trümmern lag, merkte er nicht. Viele waren tot, der Rest geflüchtet, der Bande endgültig den Rücken zukehrend, um kein Ähnliches Massaker mehr erleben zu müssen.
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Beitrag von GastDi Jun 21, 2016 8:34 am

# 9²
NAHASH & RUTHLESS CRIMINALS
Stratos City - Hafen

Was sie taten war jedoch für keinen der beiden von Belang. Für Nahash nicht und für John nicht, weil er es nicht mehr erleben würde. Das hatte sich fest in seinen Kopf gebrannt.
Noch ehe John überhaupt dazu kam, seinem Pokémon einen Befehl zu geben, kam das Duo vor ihm, ihm bereits zuvor. "Flammenwurf!" Gloria bemühte sich nicht einmal, sich noch weiter als nötig gewesen wäre, auf das Trombork zuzubewegen. Der Flammenwurf kam und hüllte den Boden der näheren Umgebung in ein kleines Flammenmeer. Denkbar ungünstig für ein Trombork. Doch das Trikephalo ließ nicht ab. Flog schlussendlich doch auf das Trombork zu und hüllte das arme Pflanzenpokémon in Flammen. Flammen, die ihre Wirkung keinesfalls verfehlten. Der effektive Angriff und die Angriffe zuvor forderten ihren Tribut. Das Trombork ging zu Boden. Noch während John sein Pokémon zurückrief, rannte er los. Flüchtend. Doch die Rechnung hatte er ohne Gloria gemacht, die voraus flog und sich ihm konsequent in den Weg stellte. Auch Nahash setzte schlussendlich dazu an, den Mann zu verfolgen. Es war wie Verrat. Einen Deal einzugehen und sich dann ohne Einhaltung aus dem Staub zu machen. Der Auftragskiller hatte keinesfalls vor, ihn davonkommen zu lassen. Sein Entschluss war felsenfest.
Mit Glorias Hilfe, die den Flüchtenden kurzer Hand rammte und zu Boden beförderte, hatte die vergebliche Flucht auch baldigst ihr Ende gefunden. Sichergehend zermalmte die Drachendame mit ihrem kräftigen Kiefer die Arme des Mannes, dessen gequälte Schreie der Schwarzhaarige herzlichst ignorierte. Ob man ihn hören konnte, war ihm vollkommen gleichgültig. Umgeben von Leichen, Flammen und dem Tod würde man sie vielleicht ohnehin nicht sofort entdecken. Selbst wenn, so würde er schlicht und ergreifend sein Messer in die Brust dieses armseligen Mannes jagen und flüchten. Womit Big John nicht gerechnet hatte war, dass der Schwarzhaarige sich Zeit nahm. Kurzer Hand setzte der Kleinere sich auf den am Boden liegenden Mann; blickte zu ihm herab. In solchen Momenten kam man sich plötzlich doch nicht mehr wirklich klein vor. Nicht, wenn man siegte.
"Ich bin keine Marionette.", zischte er ihm entgegen. Doch selbst in seiner auswegslosen Situation. Unter den Schmerzen der zermalmten Arme... ließ dieser Mann es sich nicht nehmen, zu spotten. "Oh doch.", erwiderte er und versuchte trotz schmerzverzerrten Gesichtes, siegreich zu lächeln. Selbst, wenn er verloren hatte, würde er dem anderen gewiss keinen Sieg gönnen. Was es ihm einbrachte war ein kräftiger Schlag ins Gesicht, der Nahash anschließend dazu veranslasste, seine Hand vor Schmerz zu schütteln. Es war wohl nicht die beste Idee, jemanden mit seiner verletzten Hand zu schlagen.
"Selbst, wenn ich eine Marionette wäre...", begann der Schwarzhaarige und blickte herablassend in die Augen dieses verhassten Mannes. Hass. Er empfand tiefste Verachtung für diesen Menschen. Für dieses verräterische Individuum. "... gibt es keinen Puppenspieler mehr.", stellte er klar. Die Antwort gefiel den am Boden liegenden ganz und gar nicht. Sie war nicht das, was er erwartet, gar erhofft hatte. Nein, es gefiel ihm nicht, in dieser Stunde, den Schwarzhaarigen so kalt und gleichgültig zu erleben, wo er wenig zuvor noch in Zweifel abgerutscht war.

"Was glaubst du geschieht mit einer Marionette, deren Fäden niemand mehr zieht?", fragte er; rhetorisch. Das Messer klappte zum x-ten Male an diesem Tage auf, ehe er die Klinge kurzer Hand neben dem Kopf des Mannes auf den Boden schlug. Ein Zusammenzucken hatte "Big John", der plötzlich nicht mehr so "big" war, sich nicht verkneifen können. "Sie folgt ihren eigenen Idealen." Ob Marionette oder nicht, war nicht von Belang. Es war unwichtig. Ein kleines, vergessenswertes Detail, das keiner Beachtung zuteil werden musste. "Der Apfel fällt wirklich nicht weit vom Stamm. Ihr seid beide Abschaum.", brachte der Mann noch hervor und sah, in seinen letzten Minuten, reinsten Zorn und Hass in den Augen Nahashs Aufflackern. Ein kleiner, minimalistischer Sieg. Auf der Zielgerade, ehe er tödlich vom Weg abkam.
"Falsche Antwort.". Er hob das Messer; drohend; setzte sich für das glorreiche Ende jedoch schließlich noch seine Maske auf. Wenn er Abschaum war; wenn der Apfel nicht weit vom Stamm fiel, dann sollte er sehen, was er hasste. Dann sollte er nicht ihn, Nahash, sehen. Sondern Arthur. Arthur, der sich für Kyurem interessiert hatte. Der eine Faszination für dieses Pokémon empfand. Dann stach er zu. Durchs rechte Auge. Keinen Moment zu spät.

Was sogleich um die Ecke kam, waren Uniformierte. Sehr deutlich Uniformierte, die den Auftragskiller sogleich auf frischer Tat ertappten. Polizisten. Das hatte gefehlt. Das hatte ins Besondere dann gefehlt, wo sich kein Schuldiger mehr am Tatort befand. Wo ein Massaker, heraufbeschworen durch einen idiotischen Bandenkrieg, stattgefunden hatte. Und wo nur noch er anwesend war und so eben, fast vor den Augen der Polizisten, einen Menschen umbrachte. Flucht war angesagt. Das Messer schleunigst herausgezogen, sprang der Maskierte förmlich auf, um die Flucht zu ergreifen. Tapfere Polizisten eilten hinterher. Nur die Fukano, die diese Männer dem Killer hinterher hetzten, vermochte Gloria erfolgreich aufzuhalten, während sie ihrem Trainer hinterher eilte.
Nachdem das Trikephalo sich erfolgreich um die Fukano gekümmert hatte, rief Nahash das viel zu auffällige Pokémon zurück. Es ging über breite Wege, durch schmale Gassen. Fit waren diese Polizisten, das musste der Schwarzhaarige wirklich zugeben. Jedoch hatte er nicht vor, sich in falscher Bewunderung schnappen zu lassen. Er musste sie abhängen. Mit allen Mitteln. Doch je länger die Jagd andauerte, desto erschöpfter wurden beide Seiten. Zu Nahashs Glück aber besaßen diese Polizisten weniger Audauer als er. Erneut rief der Schwarzhaarige sein Trikephalo hervor. "Gloria, flieg nach Norden und häng sie ab.", befahl er seinem Trikephalo. Wenn sie die Drachendame sahen, würden sie mit Sicherheit jene Richtung einschlagen. "Wenn du sie abgehängt hast, komm nach Nevaio City." Bestätigend nickte das Trikephalo, ehe es gut sichtbar nach Norden flog. Sich umschauend, als hielte es für den Flüchtigen nach den Polizisten Ausschau. Der Köder verfehlte seine Wirkung nicht. Nahash rannte weiter, beobachtete schließlich aus sicherer Entfernung, wie die Polizisten gen Norden rannten, während er sich in Richtung Osten aufgemacht hatte. Keuchend verschnaufte er jedoch nur einen kurzen Moment, ehe er weiter gen Osten rannte. Er wollte aus der Stadt sein, ehe die Sonne aufging.

# tbc: ???
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Beitrag von GastDo März 16, 2017 3:23 am

# 28
NAHASH & RUTHLESS CRIMINALS
Stratos City - Hafen

# cf: Bibliothek "Distant World" - Stratos City

Es war Nacht geworden. Nach zahlreichen Stunden, die der Schwarzhaarige damit verbracht hatte, seiner unautorisierten Zielperson zu folgen. Er hatte nicht den Befehl bekommen, zu töten. Sollte auch nicht jene Zielpersonen verfolgen. Also war es auch kein Befehl, der Nahash dazu antrieb, es trotzdem zu tun. Wie auch sollte er eine Person fliehen lassen, die nichts anderes als den Tod verdiente? Für Verrat. Für Dreistigkeit. Allen voran war es jedoch sein eigener, egoistischer Wille, der ihn dazu antrieb, trotz allem einem Geist nachzujagen. Einen, den er nun endlich sah, verfolgte und bei dem er nicht vor hatte, ihn wieder entwischen zu lassen. Nicht auch nur einen zweiten Gedanken hatte der Schwarzhaarige verschwendet, als er die Nachricht bekommen hatte, dass dieser Kerl nun endlich gesichtet wurde.
Es war aufregend. Eine beruhigende Gewissheit, dass dieser Mann doch noch nicht aus Einall verschwunden war. Dass er den Fehler gemacht hatte, sich blicken zu lassen. Sich zu erkennen zu geben. Wissen zu lassen, dass er noch immer in dieser verfluchten Region herumwanderte. Nie in seinem Leben war Nahash wohl je glücklicher darüber gewesen, zu wissen, dass er jemanden töten durfte, nein, würde! Auch, wenn Spencer ihm keinesfalls den Befehl dazu gegeben hatte. Tatsächlich wusste der Schwarzhaarige nicht einmal, ob das Mitglied, das ihn benachrichtigt hatte, sich auch an ihren Boss wenden würde. Und tatsächlich hoffte er, dass dem nicht so war. Er hoffte bitterlich, dass Spencer von all dem nichts wusste, dass er nach getaner Arbeit zu ihm gehen und ihm die frohe Kunde würde überbringen können. Der Verräter war tot. Durch seinen eigenen Übermut und seine Arroganz zu Fall gebracht! Oh, wie wäre es wunderbar, wenn Nahash seinem Boss diese Nachricht überbringen könnte. Auch, wenn die Tat noch nicht geschehen war, wenn er sich allein in dem Gedanken verlor, dass er Spencer eine Sorge bald schon genommen haben würde.
Tatsächlich fiel es Nahash schwer, sich im Zaum zu halten, einen klaren Kopf zu bewahren. Ja, tatsächlich war er von Hass zerfressen. Von dem innigen Wunsch beseelt, eine große Gefahr auszuschalten, die davongekommen war, die zu viel wusste und die Spencer nur allzu viel Ärger bereiten konnte. Und tatsächlich war es das erste Mal in seinem Leben, dass er von so unfassbarer Freude darüber erfüllt war, dass er jemandem das Leben nehmen konnte, dass er befürchten musste, einen Fehler zu begehen. Immer wieder versuchte der Schwarzhaarige sich bei seiner Verfolgungsjagd vor Augen zu führen, was sein Vater ihn gelehrt hatte. Geduld üben. Geduldig die Zielperson auszuspionieren. Über ihr Leben zu lernen; ihre Routine. Sie dort abzufangen, wo sie allein war.
Nahash hatte diese Lehren über Bord geworfen. Es war zu riskant auf die uralten Lehren eines toten Mannes zu beharren, der diese Situation nicht mitansehen konnte, der keinen anderen Vorschlag unterbreiten konnte. Jetzt, wo Nahash die Ratte gefunden hatte, wollte er sie auch festnageln und eliminieren, ehe sie zur Bedrohung wurde. Ratten konnten immerhin schnell zu einer enormen Plage werde und diese Ratte war es bereits. Also musste sie sterben, ehe sie zubeißen und eine Krankheit verbreiten würde, die nicht mehr zu stoppen war. Ein Glück war diese Ratte aus ihrem Loch gekrochen. Zu Nahashs Pech jedoch mogelte sie sich durch einige Stationen des Hafens, sprach mit Leuten und bewegte sich nicht aus der Sichtweite irgendeiner Person. Das Ungetüm blieb unter Menschen und ließ keine Möglichkeit offen, es zu ergreifen und vom Leben zu befreien.

Mit erzwungener Geduld verfolgte Nahash sein Ziel weiterhin. Ein Ziel, das ihn offenbar noch nicht bemerkt hatte und gedankenlos in eine dunkle, alte Lagerhalle verschwand. Mochte das die Chance sein, auf die Nahash gewartet hatte? Schleunigst sah der Schwarzhaarige sich um, ob er womöglich einen anderen Eingang finden würde. Direkt durch die Vordertür zu marschieren war schließlich mehr als einfach nur riskant. Doch egal, wie sehr der Schwarzhaarige sich auch umsah, es gab nichts, was ihm einen lautlosen Weg ins Innere beschert hätte - abgesehen von der Vordertür.
Es war ein Punkt, an dem Nahash für gewöhnlich sorgfältig alle Optionen abgewägt und eventuell die Verfolgung aufgegeben hätte. Das oberste Gebot war es, keine Risiken einzugehen, die für ein Entdecken der Tat sorgen konnten. Entdeckt zu werden, barg eine Gefahr. Nicht nur für sich selbst, allen voran für die Organisation, obwohl der Schwarzhaarige gänzlich überzeugt davon war, selbst bei der größten Folter dichthalten zu können.
Dieses Mal war es jedoch anders. Völlig anders. Von dem Drang getrieben, diese Sache endlich hinter sich zu bringen, warf Nahash sämtliche Überlegungen über Bord. Ließ das Risiko ein Risiko sein und entschied, egal was auch passieren mochte, diesen Weg zu gehen. Selbst wenn es dazu käme, dass er verhaftet würde, weil er zu unvorsichtig war, war dies eine Sache, die er zu erledigen hatte. Es war von überaus großer Wichtigkeit und ein Werkzeug war nun einmal da, um benutzt zu werden, selbst wenn es dabei kaputt ging. So riskant es auch sein mochte, der Schwarzhaarige entschied, die Vordertür zu nehmen.
Die Lagerhalle war in ein solches Dunkel getaucht, dass Nahash nicht einmal die Hand vor den eigenen Augen sehen konnte. Wo auch immer seine Zielperson verschwunden war, Nahash würde sie nicht einfach so ausmachen können. Das laute Klirren einer Metallstange auf hartem Boden ließ den Schwarzhaarigen augenblicklich zusammenfahren. Aus der kalten Realisation heraus, dass er doch in eine Falle getappt war. In eine sorgfältig ausgelegte Falle. Das Licht folgte. So grell und plötzlich, dass Nahash sich mit seinen Armen abschirmen musste, um sich davor zu schützen und kaum wagte er es, hinter dem sicheren Lichtschutz hervorzublinzeln, entdeckte er das selbstgefällige, fiese Grinsen seiner Zielperson. Es war ein Plan. Eiskalte Berechnung.

"Willkommen!", ertönte die Stimme laut, in nervigem Singsang, während die Gestalt zum Gruß die Arme ausbreitete. Munter. Fröhlich. Kalt. Wie sehr Nahash sich in diesem Augenblick selbst verfluchte. Dafür, dass er hergekommen war, dass er selbstständig gehandelt hatte, dass er niemanden über diese Aktion in Kenntnis gesetzt hatte, dass er so idiotisch gewesen war, alle Sicherheitsmaßnahmen über Bord zu werfen, um auf eine solche primitive Falle hineinzufallen.
Der Schwarzhaarige blickte zurück, als seine Augen sich endlich an das Licht gewöhnt hatten und musste feststellen, dass dort eine Reihe von Männern standen, die mit Eisenstangen bewaffnet und in Begleitung ihrer Pokémon lauerten. Es ergab sich keine Möglichkeit, seine eigenen Pokémon zur Verteidigung zu rufen. Zumindest nicht, wenn er nicht wollte, dass man ihm eine überbriet. Stattdessen fokussierte er sich auf seinen Gegenüber - auf Siavash.
"Du bist wirklich bescheuerter, als ich dachte.", begann jener zu spotten und ließ seine Arme, die er zum Gruß erhoben hatte, wieder sinken. Tatsächlich musste Nahash ihm in diesem Punkt wohl zustimmen. Still. Heimlich. Denn eine Zustimmung wollte er diesem Verräter keinesfalls gönnen, obwohl Siavash ihm diesen Gedankengang wohl aus irgendeinem Grund ansehen konnte. Das Grinsen wurde umso breiter. Selbstgefälliger. "Wie du siehst, hab ich ein neues Zuhause gefunden.", begann der andere Schwarzhaarige. Nahash konnte sich jedoch nicht daran erinnern, um Smalltalk gebeten zu haben. Die wachsamen Augen eines Igelavars ruhten auf ihm, veranlassten ihn dazu, sich auch nicht nur einen Millimeter vom Fleck zu bewegen. Er hatte gehört, wie dieses Igelavar darauf sein musste und er hatte keinesfalls vor herauszufinden, wie weit dieses Pokémon gehen würde, wenn es seinen Trainer in Gefahr sah. Die Augen waren scharf und gnadenlos; drohend.
"Oh, ja.", fiel es Siavash dann auf, als der Blick zu seinem Igelavar schweifte, dann zurück zu Nahash. "Es ist wirklich besser, wenn du dich nicht vom Fleck bewegst.", stellte er fest. "Shirley ist nämlich wirklich nicht gerade gut gelaunt." Tatsache. Das Leuchten in den Augen des Feuerpokémon verriet puren Hass. Warum konnte Nahash sich nun wirklich denken, wenn stimmte, was man von diesem Igelavar sagte. Nicht, dass er die Ansichtsweise eines Pokémon nachvollziehen konnte. Etwas "liebenswürdiges" fand er an Siavash aber nicht einmal, wenn er mit der Lupe danach suchen würde.
Anschließend deutete der Informant jedoch auf die Männer, die hinter Nahash wachten. "Und meine neuen Freunde sind übrigens auch nicht froh darüber, wenn man mir nach dem Leben trachtet." Eine Aussage, die Nahash doch arg anzuzweifeln wusste. Ob sich diese Kerle überhaupt bewusst waren, wen sie sich angelacht hatten? Wahrscheinlich nicht, wenn sie sich dazu entschlossen hatten, die Bodyguards für dieses Individuum zu spielen. Es wunderte Nahash bloß, dass sie ihm selbst noch nicht die Gurgel umgedreht hatten. Vielleicht lag das aber auch an diesem überaus wachsamen Igelavar.
"Ich weiß deine Besessenheit aber zu schätzen.", fuhr der Informant schließlich fort und bewegte sich doch einige Schritte auf den Auftragskiller zu, der ausnahmsweise mal nicht auf Befehl handelte, sondern aus freien Stücken. "Auch, wenn sie etwas gruselig ist. Ich steh nämlich nicht so auf Stalker." Nein, lieber war er wohl der Stalker, der andere beobachtete und sie in ihr Verderben brachte. Ein wahnsinnig lustiges Hobby! Für Nahash jedoch eher ein widerwärtiges.

Vor dem Killer kam der Informant jedoch zum Stehen. Ganz so, als ginge keinerlei Gefahr von diesem aus. Dass Siavash lebensmüde war, war kein Geheimnis. Dass er derart lebensmüde war, war Nahash jedoch neu. Dann wiederum schien der andere diese Situation vollends im Griff zu haben. "Ich bring dich um.", brachte Nahash schließlich hervor. So ernst, dass man es wohl als eine Art Versprechen sehen konnte. Shirley begann auf diese Worte hin direkt zu knurren, griff jedoch nicht ohne Befehl an. Nicht zuletzt, weil Siavash ihr ausdrücklich klar gemacht hatte, dass sie sich nicht einmischen durfte.
"Mach keine Versprechen, die du nicht halten kannst.", entgegnete der Informant ungewöhnlich ruhig. Nicht etwa amüsiert, lachte nicht - sondern blieb ungewöhnlich ernst als hatte er die Gefahr durchaus erkannt; sie interessierte ihn einfach nur nicht. Die Reaktion folgte auf dem Fuße und noch ehe die Bodyguards hatten reagieren können, glitt Nahashs Hand in seine Tasche, um das Messer zu zücken, mit dem er diesen Informanten zur Strecke bringen würde.
Als hätte Siavash es kommen sehen, wich er zurück und machte Platz, damit sein Igelavar die "Bühne" betreten konnte. Es zögerte nicht, den Auftragskiller mit einem Flammenwurf zu begrüßen. Das Messer wurde augenblicklich fallen gelassen, die Arme vors Gesicht gezogen, um sich vor den gleißenden Flammen zu schützen. Zu seinem Glück war der Flammenwurf weder stark, noch von langer Dauer, was ihn dann jedoch begrüßte, war eine kräftige Hydropumpe von dem Turtok einer dieser Männer, um die Flammen zu löschen. Der Druck hatte den Schwarzhaarigen sogleich nach vorn befördert, hatte ihn den Halt verlieren und auf den harten Boden unter ihm knallen lassen. Klatschnass mit angeschmorter Kleidung. Von Glück konnte er sagen, dass er sich keine Verbrennungen zugezogen hatte.
Er versuchte aufzustehen, wurde jedoch augenblicklich wieder hinunter gedrückt. Offenbar hatte der Informant diese Männer wirklich auf seiner Seite. Einer drohte mit der Metallstange, ließ sie sachte in seiner Handfläche aufschlagen und blickte den Auftragskiller warnend an. Er wirkte nicht, als scherzte er, als würde er nur allzu gerne Gebrauch von der Eisenstange machen.
Nahashs Blick galt jedoch Siavash, der sich amüsiert zeigte. Amüsierter noch aber über die unabstreitbare Tatsache, dass in den Augen des Killers der pure Hass aufflammte. Ein Teil davon auf sich selbst gerichtet; auf seine eigene Idiotie und den Umstand, dass er diesen Fehler begangen hatte.
"Wo waren wir noch gleich stehengeblieben?", fragte der Informant, als wäre nichts besorgniserregendes passiert. Es provozierte Nahash ungemein nicht für voll genommen zu werden. Zu gerne wäre er ausgesprungen und hätte dem Informanten persönlich den Hals umgedreht. Tatsächlich versuchte er auch, erneut aufzustehen, bekam jedoch einen so deutlichen Schlag in den Rücken, dass er dann doch lieber regungslos liegen blieb, um keinen zweiten Schlag zu riskieren. Siavash böswillig anzufunkeln ließ er sich jedoch nicht nehmen.

"Ach ja, richtig!", fuhr der Informant fort. Seine Lippen umspielte ein zufriedenes Lächeln. Schließlich lief ja auch alles nach seinem perfiden, kleinen Plan. Dessen war Nahash sich jedenfalls sicher. Er war geradewegs dieser Ratte in die Arme gelaufen. Wie ein Anfänger. Wie jemand, der das erste Mal daran dachte, jemanden zu töten. In gewisser Weise war dem auch so. Wo Nahash sich üblicherweise nicht groß dafür interessierte, wen er eigentlich töten sollte, stellte diese Angelegenheit doch viel mehr eine persönliche Sache dar. Persönliche Angelegenheiten neigten jedoch dazu, aus dem Ruder zu laufen. Er war zu emotional an die Sache herangegangen, wie unwahrscheinlich es für ihn auch klingen mochte. Emotionalität vernebelte den Verstand, machte es unmöglich, mit klarem Kopf und festem Blick an etwas heranzugehen.
"Danke, dass du gekommen bist." Und wie diese Sache geplant war! "Du weißt ja, wie das mit Umzügen ist. Man braucht jede Hilfe, die man kriegen kann!", ließ der Informant verlauten und blickte zu Nahash herab, der nur ein knappes "Umzug?" als Frage herausbrachte. Er fürchtete, wenn er zu viel sagte, würde der "nette" Herr mit der Eisenstange ihm wirklich noch eins über den Deckel geben. Er wirkte nicht, als hätte er noch einen besonders langen Geduldsfaden. Tatsächlich konnte er wohl jeden Augenblick reißen.
"Aber ja doch!" Er hob belehrend den Finger und beugte sich leicht vor, um dem am Boden liegenden Auftragskiller näher zu kommen. "Ich kann ja schlecht in Einall bleiben, wenn du mir hinterherschnüffelst.", behauptete der andere Schwarzhaarige. Nun, in Einall bleiben konnte er wohl wirklich nicht. Immerhin galt er innerhalb der Taijitu als Verräter und zwar als einer der besonders gefährlichen Sorte. Jemand, den man lieber aus dem Weg räumte, ehe es zu spät war. Zu spät schien es im Moment nur schon zu sein, wenn man sich in einer solchen Bredouille wiederfand. Einer zutiefst unangenehmen.
"Ich bereite gerne einen Sarg für dich vor.", gab Nahash zurück und hätte sich den Kommentar im zweiten Moment doch lieber verkniffen. Die Eisenstange, die der Gorilla von Mann fest im Griff hielt, sauste augenblicklich hernieder und verfehlte nur knapp Nahashs Kopf. Nicht verwunderlich, dass der am Boden liegende reflexartig zusammenzuckte, was durch den festen Griff, mit dem man ihn am Boden hielt, erschwert wurde. In seinen Ohren ringte der unangenehme Lärm, den die Eisenstange erzeugt hatte und für einen Moment lag eine bedrückende Stille im Raum. Für jeden, nur nicht für Nahash, der dafür betete, dass der Schmerz bald nachlassen würde.

"Wie du siehst mögen meine Freunde Drohungen ganz und gar nicht.", brach der Informant nach einer Weile die unangenehme Stille. Ihn selbst ließ die Drohung kalt, auch wenn er dem Killer der Taijitu durchaus zutraute, sie wahrzumachen. Nun, bei jemand anderem vielleicht. Nicht im geringsten glaubte Siavash daran, dass dieser Kerl es auch nur im Ansatz schaffen würde, ihm wirklich gefährlich zu werden. In gewisser Weise war es ein Spiel mit dem Feuer, aber eines, indem Siavash sich unglaublich sicher war.
Mit einer kurzen Kopfbewegung riet der Informant seinem Kollegen an, das Taijitu Mitglied aufzurichten. Jedoch alles andere als sanft. Den Mann kümmerte es nicht, ob er Nahash dabei weh tat, sondern zerrte ihn einfach an den Armen hoch, die er ihm zuvor auf den Rücken legte. Unnötig zu erwähnen, dass er auch nicht abließ, sondern den Schwarzhaarigen fest hielt. So fest, dass es schmerzte. Immerhin besaß dieser Kerl doch einiges mehr an Kraft, was an seiner Muskelmasse durchaus bereits ersichtlich war.
Siavash betrachtete den Schwarzhaarigen mit einem amüsierten, aber doch abschätzigen Blick. Diese Situation, diese surreale Situation, traf durchaus einen Nerv, weshalb Nahash dem Verräter nur zu gerne alles Mögliche an den Kopf geschmissen hätte. Er verkniff es sich. Aus eigener Sicherheit heraus. Schließlich wollte er nicht wirklich noch Bekanntschaft mit der heißgeliebten Eisenstange machen.
"Drohungen nützen übrigens nichts, wenn man sie nicht wahrmachen kann.", begann Siavash seine Belehrung und neigte den Kopf zur Seite. "Aber lass mich dir sagen, dass dich ganz wunderbare Zeiten erwarten.", versprach er, ehe er auch schon die Arme ausbreitete und sich spielerisch herumdrehte, um an einer imaginären Linie entlangzulaufen, als würde er zehn Meter über dem Boden über ein Seil balancieren. "Dann wird Spencer sicherlich dir jemanden hinterherschicken, um deinen Kopf in die Finger zu bekommen."
"Absurd.", platzte es aus Nahash heraus, obwohl er versuchte, sich in den Griff zu bekommen. Es war eine Antwort, mit der die Gorillas wohl durchaus leben konnten, denn es folgte keine Art der Strafe, kein böser Blick und auch keine niedersausende Eisenstrange. Bloß Siavash blickte mit einem herausgeforderten Grinsen zurück. Nahash war sich jedoch sicher, dass nicht einmal Siavash irgendetwas vollbringen könnte, um ihn in ein falsches Licht zu rücken. Spencer wusste schließlich, dass Nahash loyal war, richtig? Spencer würde keinen Grund finden, ihm einen anderen Killer auf den Hals zu hetzen, richtig?
Es fiel Nahash schwer, sich irgendetwas auszumalen, was ihn in eine derart prekäre Lage bringen würde. Spencer war schließlich niemand, der zu seiner Belustigung tötete oder töten ließ und Nahash hatte auch nicht vor, ihm einen Grund zu geben, ihn auf die Abschussliste zu setzen. Es klang so unglaublich absurd, dass er nicht einmal mehr wusste, ob er diese Aussage überhaupt ernstnehmen sollte.

Für Siavash war diese Aussage Musik in den Ohren. War es nicht am schönsten, einen Menschen zu brechen, wenn er glaubte, felsenfest zu sein? Wenn er fest davon ausging, man könne ihn nicht brechen? Letztendlich hatte doch jeder Mensch seine Schwächen. Dinge, mit denen man ihn besser brechen konnte, als mit allem anderen. Welch Freude er doch haben würde.
"Abwarten.", gab der Informant von sich, um nicht zu viel zu verraten. Immerhin würde Nahash noch früh genug erfahren, was ihn erwarten würde. Fürs Erste zückte der Informant lediglich ein kleines Fläschchen aus seiner Tasche. Zusammen mit einem Tuch. Es brauchte nicht viel für Nahash, um zu erkennen, was der Informant damit anstellen wollte. "Wirklich praktisch.", gab er von sich, während er das Fläschchen öffnete und etwas von dem Inhalt auf das Tuch tröpfelte. "Aber keine Sorge!" Sollte es beruhigend sein? Denn das war es nicht. Nahash spürte, wie sein Körper sich anspannte, obwohl er sich bemühte, trotz allem ruhig zu bleiben. Die Reaktion amüsierte den Informanten zutiefst. Ein weiterer Dorn im Auge.
"Ich pass schon auf, dass man deine Bewusstlosigkeit nicht ausnutzt.", fuhr er fort und bestätigte damit die Befürchtung, die Nahash hegte. Allerdings war offensichtlich, dass der Informant nicht wirklich das Ziel verfolgte, sein Opfer zu beruhigen. "Kaum auszumalen, was man alles anstellen könnte." Mehr als offensichtlich. Das verschwörerische Grinsen des anderen untermalte nur die Absurdität dieser Aussage. Als ob er überhaupt auf irgendetwas aufpassen würde. Nein, wenn etwas geschah, würde er mit Sicherheit lauthals lachend daneben stehen.
Tatsächlich sorgten die Aussagen dafür, dass Nahash sich noch weiter anspannte, ehe man ihm auch schon das in Chloroform getränkte Tuch auf Nase und Mund drückte. Trotz allem ließ er es sich nicht nehmen, Siavash hasserfüllt anzufunkeln, ehe sein Bewusstsein auch schon nach und nach abdriftete.


Ein stechender, fauliger Geruch lag in der Luft und die eisige Kälte kroch bis ins Mark. Vielleicht lag es daran, dass sein Mantel fehlte, vielleicht war es aber auch der Unwille, die derzeitige Situation wahrzunehmen. Auch, wenn er wieder erwacht war, behielt der Schwarzhaarige seine Augen viel lieber geschlossen, versuchte sich nicht zu rühren. Ohnehin verhinderten die unangenehm auf den Rücken zusammengebundenen Hände ein Aufstehen. Es machte keinen Sinn, sich zu erheben und sich umzusehen, wenn Stimmen verkündeten, dass er nicht alleine war.
Er wusste, sie waren da, er nahm sie lediglich nicht richtig war. Worüber die anwesenden Gestalten redeten, blieb Nahash gänzlich verborgen. Vielleicht waren es Dinge, die er gar nicht erst wissen wollte. Von Glück konnte er sagen, dass er keine Schmerzen verspürte, außer vielleicht die in den Handgelenken, die von den festen Seilen verursacht wurden. Offenbar hatten sie sich seine Bewusstlosigkeit wirklich nur in dem Sinne zu nutze gemacht, ihn fortzuschaffen. Der Boden fühlte sich anders an, als der in der Lagerhalle und den Gestank, der hier in der Luft lag, hatte sie nicht vorzuweisen gehabt.
Angestrengt versuchte Nahash über eine Möglichkeit nachzudenken, aus dieser Situation zu entkommen, als auch sein Verstand endlich wieder klarer wurde. Er musste bitterlich feststellen, dass es unmöglich schien, dieser Situation zu entkommen - im Augenblick. Körperlich würde er es mit diesen Typen keinesfalls aufnehmen können, da war er sich sicher. Allen voran nicht, wenn seine Hände festgebunden waren.
"Und was ist mit dieser N... No... Nad...", vernahm der Schwarzhaarige, ehe es einen Moment Stille gab. "Nadede!", erinnerte der Typ sich plötzlich, obwohl es nicht einmal der richtige Name der gemeinten Person war, sondern lediglich ein Spitzname, den Siavash dem Taijitu Elite Mitglied gegeben hatte. "Mh, ja, wenn die hier wäre, wär's schön.", antwortete ein anderer, gefolgt von pervers hämischem Gelächter. Eine Unterhaltung, der Nahash nun wirklich nicht folgen wollte. "Oder diese Saveria!", warf ein anderer ein. Eine Aussage, auf die ein gelachtes "Pfft, die is' zu schlau für dich!", folgte. "Im Bett interessiert's nicht!", verteidigte der andere sich.
Nun war sich Nahash endgültig sicher, dass er dieser Unterhaltung nicht weiter zuhören wollte und beschloss, die Augen aufzuschlagen. Doch was er erblickte, ließ ihn erschrecken, sodass er ruckartig versuchte, sich zurück zu bewegen, so gut es eben möglich war. Dabei stieß er mit dem Kopf heftig gegen die Wand und erweckte die Aufmerksamkeit der amüsierten Gemeinde. Amüsierter zeigten sie sich noch, als sie Nahashs Reaktion mitbekamen und brachen in schallendes Gelächter aus, während zwei der insgesamt fünf Männer sogleich von ihren Stühlen aufstanden.
Was Nahash erblickte waren die weit aufgerissenen Augen des Mitglieds, das ihn über Siavashs Sichtung informiert hatte. Der offenstehende Mund und die leeren, glasigen Augen, die ins Nichts starrten, als hätten sie zu Lebzeiten den größten Horror dieser Welt gesehen. Es war nicht, dass Nahash Angst vor einer Leiche hatte, doch nie hatte er eine Leiche gesehen, die derart zugerichtet war und auf dessen Gesicht sich der pure Horror abgezeichnet hatte. Zu wissen, dass dies ein Kamerad war; jemand, der der gleichen Organisation angehört hatte; war zutiefst beunruhigend. Er starb. Für eine Falle, in die Nahash auch noch hineingetappt war. Auf so etwas hatte sein Vater ihn nie vorbereitet.

Töten war kein Vergnügen. Nie hatte Nahash auch nur ansatzweise das Töten als spaßig empfunden. Es war etwas, was er tun musste. Es war seine Aufgabe. In gewisser Weise sein Erbe. Doch Spaß hatte nie etwas damit zu tun. Töten, wie er selbst fand, war grausam. Jedoch eine grausame Tate, die jemand übernehmen musste, um die Organisation nicht zu gefährden. Diese Aufgabe war ihm nun einmal zuteil geworden und er versuchte stets, es schleunigst über die Bühne zu bringen. Dieser Mord war anders. Der Mord, den diese Männer verübt hatten, war grausamer als alles, was Nahash je gesehen hatte.
"Ein Killer mit Angst vor 'ner Leiche, pfff.", begann der eine plötzlich zu lachen. Hass flackerte in Nahashs Augen auf, ehe er sich bestmöglich diesem Typen zu wandte, so gut es von seiner Position aus eben ging. "HALT'S MAUL!!" Der plötzliche Ausbruch war jedoch für jeden eine Überraschung. Selbst für Nahash, der sich partout nicht mehr unter Kontrolle zu halten wusste. Diese Situation. Sie war furchtbar. Er fühlte sich wie ein blutiger Anfänger. Hilflos. Sogar wie der letzte Mensch mit gesundem Menschenverstand in dieser Runde. Dass sein Kollege tot war; auch wenn er nicht besonders viel mit ihm zu tun hatte; war einzig und allein seine Schuld. Weil er gesucht und gesucht hatte. Weil er nicht vergessen hatte, dass da draußen ein Informant lungerte, der eine Gefahr darstellte.
Es war der pure Frust, der sich ansammelte und seinen Weg nach draußen suchte; der aus ihm herausplatzte und mit seinem plötzlichen Ausbruch derart provozierte, dass einer der beiden Typen, die zuvor aufgestanden waren, zu ihm herüber marschierte. Der Tritt in die Magengegend sorgte jedoch nicht für die erhoffte Ruhe. Unter dem Husten brachte der Schwarzhaarige ein wütendes "Fick dich." hervor. In seinem Kopf pochte der pure Hass und Versuche, sich selbst wieder zu beruhigen, schlugen gänzlich fehl. Die Gedanken kreisten um seinen Fehler. Um seinen Misserfolg. Um das Gesicht seines Kollegen der deswegen gestorben war. Um die pure Grausamkeit, die sich auf seinem Gesicht abzeichnete.
Selbst die Tatsache, dass er sich in einer so misslichen Position befand, war für den Moment nicht von Relevanz. Die Reaktion des Kriminellen folgte jedoch sofort, als sich die große Hand des bulligen Mannes um seinen Hals schlung, während die andere an seinem Hemd zerrte. Mit einem überraschend kräftigen Tritt beförderte Nahash den Mann zurück, schnappte sogleich hastig nach Luft und starrte den anderen mit einer Mischung aus Erschrockenheit und Verachtung an.
Schnell musste Nahash feststellen, dass er etwas provoziert hatte, was er nicht schlagen können würde. Mit einer bestimmenden Kopfbewegung rief der Mann zwei seiner Kameraden zu sich und beunruhigte mit einem zornigen "Haltet ihn fest." den Schwarzhaarigen. Unsanft drehte man ihn auf den Rücken, drückte seine Schultern fest gegen den Boden. Der Schmerz zog bis in seine Arme, die sich mit einem Mal taub anfühlten. Der andere drückte seine Beine an den Boden, damit er nicht wieder zutreten konnte. "Nadede wär' mir lieber gewesen.", gab der Dritte von sich, während sich auf den Gesichtern der letzten beiden Männer, die am Tisch verblieben, amüsiertes Lächeln abzeichnete.
Es war das erste Mal, dass Nahash eine solche Angst verspürte, dass sie völlig ungebremst seinem Gesicht abzulesen war. Wie er sich gewünscht hätte, es in diesem Moment verstecken zu können. Versuche, sich zu wehren, liefen gänzlich ins Leere. Die beiden Männer hatten ihn so fest im Griff, dass Nahash nicht einmal glaubte, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Vielleicht tat er es auch nicht. Als man ihm die Finger so tief in den Hals steckte, dass er das Gefühl hatte, sich übergeben zu müssen und die zweite Hand dieses Mal unter das Hemd wanderte, biss er mit einem Mal so heftig zu, dass er spürte, wie der metallische Geschmack warmen Blutes sich ausbreitete. Der Mann hatte wütend schnaubend seine Finger so heftig zurückgezogen und seine Hände an Nahashs Hals gelegt, dass der Auftragskiller der Taijitu geglaubt hatte, dass es nun endgültig vorbei wäre.
In ihrem Schrecken über diese Reaktion hatten die anderen beiden Männer den Schwarzhaarigen sogar schon losgelassen, der nun angestrengt versuchte, dem Griff irgendwie zu entkommen. Es brachte nichts. Erst ein lautes Pfeifen veranlasste den Mann dazu, endlich loszulassen, sich aufzurichten und zurück zum Tisch zu gehen. Während Nahash sich die Seele aus dem Leib hustete, nahm er aus seinen Augenwinkeln heraus war, wie Siavash auf dem Treppenabsatz vor der Tür stand und die Situation mit nicht gerade begeistertem Blick beobachtet und letztendlich auch unterbunden hatte.

"So geht man nicht mit Gästen um.", sprach er schließlich. Mit solcher Gleichgültigkeit in der Stimme, dass es allen Anwesenden unheimlich erschien. Es war untypisch für diesen Mann, doch es dauerte keine Minuten, bis der altbekannte, schadenfrohe Gesichtsausdruck zurückgekehrt war. Auch das erschien allen Anwesenden mit einem mal unheimlich und fast schon surreal. Mit einer raschen Kopfbewegung deutete Siavash seinen Kameraden, zu gehen. Ein Befehl, dem sie; wenn auch zögerlich; nachkamen. Doch ehe sie gänzlich aus der Tür verschwunden waren, folgte noch ein rasches: "Oh, und entsorgt die Leiche."
Die Männer schauten für einige Augenblicke einander an, ehe der letzte zurückkehrte, um die Leiche, auf dessen Gesicht sich der pure Horror abgezeichnet hatte, mitzunehmen. Eine Tat, die ihm deutlich zuwider war. Als die Männer den Raum verlassen hatten, fixierte der Informant den anderen mit festem Blick. Zu Nahashs Überraschung verkniff der Informant sich jeglichen Kommentar.
Vergeblich versuchte das Taijitu Mitglied, wieder herunterzukommen. Der Schrecken saß jedoch tief und es stellte sich alles andere als einfach an, sich wieder zu sammeln, wenn man derart angestarrt wurde. "Ich bin kein Freund von physischer Gewalt.", ließ Siavash verlauten, bevor er zu einem der Stühle griff und ihn in Nahashs Nähe aufstellte, ehe er sich falsch herum darauf setzte. Die Arme ruhten auf der Rückenlehne des Stuhls, der Blick galt wieder dem am Boden liegenden Autragskiller. "Sie ist so primitiv.", fuhr er fort, bevor ein breites Grinsen sein Gesicht zierte. "Aber es war doch amüsant anzusehen."
Merklich zuckte Nahash bei diesen Worten zusammen. Am liebsten hätte er weggesehen, doch er konnte nicht. Aus irgendeinem Grund blieb sein Blick an Siavash haften. Letztendlich hatte er es doch unterbunden. Ob dass einen Grund hatte?

Kurzum griff der Informant mit der Hand in die Innentasche seiner Jacke und kramte ein Buch hervor, das nicht mehr gerade neu aussah. "Ich hab ein Geschenk für dich.", behauptete er und schlug das Büchlein auf. Sein Blick glitt rasch über die Zeilen. "Weißt du, was das ist?"
Nahash antwortete nicht. Er hatte weder die Energie dazu, noch die Energie nun eine Konversation mit einer höchst ätzenden Person zu führen. Er hatte schlicht und ergreifend keine Lust darauf. Vielleicht wollte er die Antwort auch gar nicht hören, obwohl er sich sicher war, dass Siavash sie ihm trotzdem unter die Nase reiben würde. Mit Sicherheit war es irgendetwas, womit das Mitglied der Taijitu nicht zu rechnen wusste. Das Schweigen empfand der Informant ohnehin als zutiefst amüsant, ehe er den Blick wieder auf die Zeilen richtete und einfach vorzulesen begann:

"Liebes Tagebuch,
Ich habe mich endlich entschieden. Ich hatte heute eine lange Diskussion mit Marita und bin mir nun sicher wie ich meinen Sohn nennen werde. Ich muss zugeben, es ist eine ungewöhnliche Wahl und Marita scheint damit nicht besonders glücklich zu sein, aber letztendlich geht es hier um meinen Sohn und nicht um ihren.
Ich werde meinen Sohn 'Faye' nennen und das mag wirklich eine ungewöhnliche Wahl sein, wenn man bedenkt, dass der Name fast nur als weiblicher Name vertreten ist. Ich will diese Tatsache in Kauf nehmen, denn ich finde, dass es meinen Sohn zu etwas Besonderem macht, einen Namen zu tragen, der für sein Geschlecht selten und sogar ungewöhnlich ist.
Marita hat mich deswegen für verrückt erklärt, aber ich bin mit meiner Entscheidung zufrieden. Außerdem ist mir eine der Namensbedeutungen ins Auge gefallen, obwohl ich bisher nicht viel über so etwas nachgedacht habe. Ich habe gesehen, dass der Name neben anderen Bedeutungen, auch die Bedeutung 'mit dem Herzen sehend' hat. Das ist irgendwie romantisch, nicht wahr?
Wäre es nicht schön, wenn mein Sohn als ein Mensch heranwachsen könnte, der genau das tut? Der mit seinem Herzen sieht und die Menschlichkeit nicht vergisst? Ich würde es mir wünschen und hoffe, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass sein Name einen Teil dazu beitragen wird."


Siavash sah auf und genoss sichtlich den schockierten Blick, den sein Opfer ihm zuwarf. Die Erkenntnis hatte ihn hart getroffen. So hart, dass er befürchtete, jeden Augenblick seinen Verstand zu verlieren. "Wie...?", schaffte er hervorzubringen. Wie war dieser Kerl an das Tagebuch seiner Mutter gekommen?
Der Schwarzhaarige versuchte, im Schock verloren, sich aufzurichten, schaffte es jedoch nicht, genügend Halt zu finden, um sich hochzuhieven. Die gefesselten Hände waren dabei nicht gerade eine Hilfe. Ein kurioser Anblick, bei dem Siavash glatt zu lachen anfing. Nahash erstarrte, als er das schallende Gelächter vernahm und fixierte den Informanten mit seinem Blick.
Er hatte keine Ahnung, was dieser durchgeknallte Kerl mit dem Tagebuch zu erreichen versuchte, er wusste lediglich, dass er schnellstmöglich von hier weg wollte. Er wollte sich das nicht anhören. Wollte nicht wissen, was seine Mutter über ihn geschrieben hatte. Doch er war sich sicher, dass Siavash vor hatte, ihm genau das aufs Auge zu drücken.
"Weißt du, du bringst ziemliches Unheil.", begann der Informant zu erzählen. Vielleicht konnte Nahash von Glück sagen, dass er nicht weiterlas. Er wollte es nicht hören, wollte aber auch nicht hören, worauf dieser Wahnsinnige hinauswollte. Wenn er doch nur flüchten könnte...!
"Deine Mutter starb, weil du ihr Sohn warst.", fuhr er fort. "Dein Vater starb, weil du dachtest, du müsstest ihn töten." Der Blick glitt kurz zur Tür. "Und dein Kollege starb, weil du nicht locker gelassen hast. Wie ironisch, dass du auch Menschen tötest, nur weil du existierst." Wieder tauchte das entstellte Gesicht vor Nahashs innerem Auge auf. Gestorben, wegen ihm. Am liebsten hätte er es abgestritten. Hätte den Gedanken in die hintersten Winkel seiner Seele gebannt, um jetzt gerade nicht darüber nachdenken zu müssen. Um ihm keinen Sieg zu gönnen. Die Gedanken kehrten jedoch augenblicklich wieder zurück und die Tatsache, dass er am Tod seines Kollegen Schuld war, stand fest. Für ihn. Für alle anderen. Wahrscheinlich für jeden.
"Meinst du nicht, du verrätst Spencer damit?", fragte der Informant schließlich. Sein Lächeln wurde unheimlich. Es wirkte einerseits amüsiert, andererseits unheilvoll, als läge ein Fluch darin. Ein Fluch, dem man nicht zu entkommen wusste. "Könnte ja sein, dass ihm etwas zustößt, weil du Unglück bringst."
Absurd. Absurd. Absurd. - Wie gerne hätte Nahash es wie ein Mantra aufgesagt. Nein, es war absurd! Die absurde Vorstellung eines Mannes, der alles versuchte, um andere zu brechen. Nahash wusste, was für ein Mensch Siavash war, obwohl er sich nie großartig mit ihm abgegeben hatte. Aus guten Gründen.
Nahashs Schweigen war tatsächlich etwas, mit dem der Informant nicht gerechnet hatte. Für einen Moment blickte er ja sogar fast verwundert drein. Das Amüsement kehrte jedoch schnellstmöglich zurück. Natürlich. So schnell ließ er sich die Laune natürlich nicht verderben. Das wäre ja auch zu schön gewesen.

"Du bist wirklich ein Hund.", wechselte das Ex-Taijitu-Mitglied plötzlich das Thema. Nun, zumindest erschien es wie ein Themenwechsel. "Spencer hier, Taijitu da. Verschwendete Loyalität, wenn du mich fragst." Er hatte leichtes Reden. Loyalität schien Siavash ja ein Begriff zu sein, mit dem er ohnehin nichts anfangen konnte. Ein Begriff, den er tatsächlich nicht einmal wirklich zu verstehen schien. Was nützte auch schon Loyalität, wenn man dafür selbst hintergangen wurde?
"Du glaubst nicht, dass Spencer dich auch einfach nur ausnutzen könnte, hm?" Er seufzte gespielt, ehe er wie schon so oft amüsiert lächelte. "Oh ja, ich vergaß. Du glaubst ja, keinen Lebenssinn zu haben." Dass der Informant mit dem Tagebuch wedelte, machte die Aussage nicht besser. Nicht einen Deut. Und das Spiel, dass der Informant hier spielte, wusste dem Auftragskiller erst recht nicht zu gefallen. Aus ersichtlichen Gründen. Wie gerne hätte er ihm einfach den Hals umgedreht. Das ganze beendet. Wäre am liebsten hinausmarschiert und hätte so getan, als wäre nie irgendetwas passiert.
"Deine Mutter wusste, dass sie wegen dir sterben würde und hegte die blinde Hoffnung, dass dein Vater es sich noch anders überlegen würde. Steht alles hier drin." Er vermied es, entsprechende Stellen aus dem Tagebuch zu zitieren und nichtsdestotrotz zweifelte Nahash nicht daran, dass er die Wahrheit sagte. Es war eine Erkenntnis, zu die der Schwarzhaarige schon vor langem gekommen war. "In dieser Hinsicht kommst du wohl ganz nach deiner Mutter. Du vertraust auch blind darauf, dass Spencer irgendetwas ist, was du niemals sein könntest. Wie tragisch!"
Tragik. Vielleicht doch eher Komik, dass ein Abtrünniger allen ernstes glaubte, seine Loyalität erschüttern zu können. Er musste zur Ruhe kommen. Sich auf all die Lehren besinnen und trotz der misslichen Lage einen Schritt voraus sein. Schwer genug. Das Tiefe durchatmen, um wieder runterzukommen, entging dem Beobachter nicht.
"Was hast du vor?, fragte der Schwarzhaarige schließlich und lenkte damit selbst vom unerwünschten Thema ab. Er hatte nicht vor, zu diskutieren. Wollte sich den Müll nicht länger anhören. Es war ein Moment, in dem Nahash lernen musste, auf Durchzug zu schalten. Eine Fähigkeit, die er für gewöhnlich besaß. Die ihm für gewöhnlich leicht fiel. Er müsste sich nur wieder darauf besinnen.
"Och, nichts Besonderes.", brach der Informant an, spielte desinteressiert mit dem Tagebuch in seiner Hand und schien tatsächlich etwas enttäuscht darüber zu sein, dass Nahash nicht auf seine Provokationen einging. Letztendlich war er jedoch in der deutlich besseren Position. Er hätte weiterreden können. Doch statt eine Konversation zu erzwingen, ließ der Informant ausnahmsweise einmal nach. Fürs Erste.

"Ich will herausfinden, wie Spencer darauf reagiert, von dir verraten zu werden.", offenbarte Siavash letztlich, auch wenn das mitnichten alles war. "Du bist mir allen voran aber ein Dorn im Auge." Nicht der einzige. Es war wohl einer der wenigen Dinge, in denen Nahash ihm zustimmen konnte. Umgemünzt jedoch. So wie er dem Informanten ein Dorn im Auge war, war es andersherum genauso. Bloß hatte der Wille, diesen Dorn zu beseitigen zu einem großen Fehler geführt. Einem Fehler, den Siavash nicht begangen hatte.
"Also muss ich dich aus dem Weg räumen. Und dann kann ich es doch ruhig ein wenig interessanter machen." Spaß. Etwas, was Nahash mit seiner Arbeit nie in Verbindung brachte. Mit Leben zu spielen war kein Spaß. Er verstand auch nicht, wie man Spaß bei derlei Dingen empfinden konnte. Auch, wenn er ohnehin eine merkwürdige Auffassung von Spaß hatte.
"Du glaubst nicht allen ernstes, dass dir das gelingt.", platzte es schließlich aus dem Auftragskiller heraus. Vielleicht war es ein Überschuss an Selbstbewusstsein. Vielleicht ein Überschuss an Vertrauen oder Loyalität. Doch nicht mit einer Faser seines Körpers glaubte Faye daran, dass Spencer ihn je für einen Verräter halten könnte. Nicht einen einzigen Augenblick. Das war nicht die Art von Person, die Spencer war. Soweit er beurteilen konnte. Selbst, wenn er für Spencer nichts als ein Werkzeug war - er sah sich ja selbst als eines -, so glaubte er nicht, dass Spencer seine Loyalität nicht für voll nahm. Es war ein Plan, der zum Scheitern verurteilt war.
Siavash machte jedoch einen interessierten Eindruck, als er diese Worte vernahm. Es war amüsant, ja, beinahe köstlich, wie sicher Nahash sich seiner Sache war! "So? Und wieso nicht?", hakte der Informant nach. Das Interesse, das in einen Augen aufflackerte, war durchaus echt. Letztendlich war er aber auch ein Individuum, das sich für andere interessierte. Hoffnungen, Wünsche, Träume - es alles zerfallen zu sehen, das fand er interessant.
"Spencer weiß, dass ich ihn niemals verraten würde." Das Gelächter folgte. So laut, dass die Männer, die sich außerhalb des Raumes aufhielten, sicherlich verwirrt einander ansahen. Zu blöd aber auch, dass sie nicht Teil dieser Party sein durften. Diese Angelegenheit genoss Siavash jedoch lieber allein. Ohnehin würde dieses Gesindel die Freude nicht verstehen, die der Informant an dieser Konversation hatte. Ganz ohne körperlicher Gewalt.
"'Spencer' jetzt also, huh? Nicht mehr 'Boss'?" Sicher, es war eine Kleinigkeit, bei der er nachhakte. Unverhofft ließ Nahash sich jedoch nicht beirren. Spencer war nicht hier. Zum Glück. Es war keine Respektlosigkeit, eher der Wille, klarzustellen, dass dieser Mann anders war, als das Individuum, das seine Kommentare abgab. "Bist du dir da ganz sicher?"
"Kein Zweifel." Nicht einmal im Ansatz. Es war diese absolute Gewissheit in Nahashs Stimme, die Siavash nicht zu gefallen wusste. Er hatte ihn verunsichern wollen. Ihn zum Nachdenken anregen wollen, um zu sehen, wie Nahash sich den Kopf zerbrechen würde. Doch der Killer strahlte eine solche Sicherheit aus, dass es sämtliche, kleine Erfolge zunichte machte, die der Informant bisher hatte. Warum auch wollte dieser Kerl nicht einsehen, dass er sich nicht auf jemanden verlassen konnte?

Dieses Mal war es sein Sieg. Der Informant stand auf, wandte dem Auftragskiller den Rücken zu und starrte die gegenüberliegende Wand an. Es war ein gescheiterter Plan, wenn der andere sich nicht länger verunsichern ließ. Gescheiterte Pläne waren jedoch kein Ende, sondern lediglich eine neue Tür. Man musste nur die Klinke ergreifen, sie aufstoßen und eintreten. Nein, auch, wenn Nahash Sicherheit ausstrahlte - in dieser Angelegenheit - so war das nicht das Ende einer Angelegenheit.
"Wenn dem so ist...", begann der Informant. "Dann dienst du eben als Exempel, das er seine loyalen Untergebenen nicht beschützen kann." War das denn nicht auch eine Niederlage? Ein wunderbarer Einschnitt in das Selbstbewusstsein eines Bosses? Wenn er seine loyalen Untergebenen nicht halten konnte, blieb dann nichts anderes, als die Furcht vor Verrat übrig? Wäre es nicht umso schmerzlicher, wenn nur die potenziellen Verräter übrig blieben?
"Glaubst du nicht, dass ihn das treffen würde?", fragte er, ein hämisches Grinsen auf den Lippen. Eine andere Tür. Vielleicht sogar eine bessere. Vielleicht eine schmerzlichere. Wobei dem Informanten wohl alles recht war. Er machte sich nichts aus anderen. Nichts aus Loyalität. Er verriet und wurde verraten. So lief es nun einmal. Die nächste Organisation würde kommen. Der nächste Verrat würde kommen. Und er würde es nicht bereuen. Niemals. Selbst im Angesicht des Todes nicht. Selbst dann würde er wohl lachen. Sich über die Dummheit der Menschen amüsieren und vielleicht sogar glauben, bekommen zu haben, was er verdiente. Vielleicht war es eine makabere Ansicht, aber gab es keinen größeren Nervenkitzel?
"Keine Antwort, wie ich sehe.", stellte der Informant fest. Nun, das machte auch nichts. Rein gar nichts. Er wandte sich wieder herum, warf dem gefesselten Mann das Tagebuch vor die Füße und blickte mit purer Arroganz zu ihm herab. "Wusstest du eigentlich, dass deine Mutter mit dem Gedanken gespielt hat, dich umzubringen? Liegt wohl in der Familie."
Es war der letzte Kommentar, den das Ex-Mitglied von sich gab, ehe er sich zur Tür hinüber begab und den Schwarzhaarigen alleine ließ. Mutterseelenallein. Er hatte wohl die Hoffnung gehegt, den Schwarzhaarigen zu treffen und tatsächlich brauchte Nahash einen Moment, um zu realisieren, was das Gesagte eigentlich bedeutete. Die plötzliche Stille war nicht willkommen.
Sie lud zum Nachdenken ein. Sie lud dazu ein, ein Kopfkino abspielen zu lassen. Eine Aussage weiterzuspinnen und sich mit der Frage zu beschäftigen, welchen Einfluss sein Leben auf die Leben anderer hatte. Siavash hatte recht. Es musste in der Familie liegen und doch wollte Nahash entschieden widersprechen. Ja, das Tagebuch am liebsten aufschlagen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Und doch schwang eine Unsicherheit mit. Wollte er etwas derartiges wirklich lesen? Wollte er wirklich in dem Tagebuch seiner Mutter herumstöbern? Dinge in Erfahrung bringen, die so weit zurücklagen, dass sie besser vergessen gehörten?

Er schüttelte heftig den Kopf. Atmete erneut tief durch, um zur Ruhe zu kommen. Ein klarer Kopf. Ein klarer Kopf musste nun her. Denn er war allein. Es ergab sich eine Chance. Eine Gelegenheit, dieser Situation zu entkommen, während niemand anwesend war, um auf ihn aufzupassen. Es würde der Fehler sein, der Siavash das Leben kosten würde. Darauf - und nur darauf - war der Killer nun versessen.
Nachdem er sich wieder gefasst hatte, blickte er sich aufmerksam im Raum um. Noch immer lag ein modriger Gestank in der Luft und wie zu erwarten war, hatte leider niemand rein zufällig sein Messer liegen lassen, das er hätte ergreifen können, um die Seile durchzuschneiden. Alles, was der Schwarzhaarige fand, waren große Holzplitter. Splitter am morschen Stuhl auf dem der Informant eben noch gesessen hatte. Ob das eine Fügung des Schicksals war? Eine eigenartige, glückliche Fügung des Schicksals? Wohl kaum.
Ein Glück, dass niemand mehr anwesend war. Zu peinlich war wohl der Anblick, wie das Mitglied der Taijitu zu dem Stuhl robbte. Es stellte sich schwieriger an, als gedacht. Auch das Aufrichten, um an die Splitter zu reichen, war alles andere als grazil und der Versuch, die Fesseln der Handgelenke durchzuschneiden mehr als ungeschickt. Unweigerlich schnitt das Seil bei dieser Aktion ihm selbst ins Fleisch. Ein Opfer, von dem Nahash jedoch sicher war, dass es gebracht werden musste. Es ergab sich keine andere Gelegenheit. Keine andere Chance und nachdem seine Hände begannen, allmählich taub zu werden, hatte das scharfkantige Holz das Seil endlich durchtrennt. Den Rest der Fesseln zu entfernen, machte es zu einer Leichtigkeit.
Nach der wiedergefundenen Freiheit stellte sich jedoch die wichtigste Frage ein: Wo waren seine Pokémon? Sein Mantel? Seine Sachen? Ein bloßes Rausmarschieren und suchen kam wohl kaum in Frage und doch musste eine schnelle Lösung her. So schnell wie möglich zu verschwinden, bevor irgendjemand bemerkte, dass er sich befreit hatte. Bedeutete das nicht, das Risiko einzugehen? Eine Flucht ins Blaue zu wagen? Er fühlte, dass er schon so viel verloren hatte, dass es wohl auch nicht weiter von Bedeutung war, wie er den Rest nun anging.

Er horchte aufmerksam an der Tür, ob sich Schritte vernehmen ließen. Schritte hallten und schienen doch weit weg zu sein. Nichtsdestotrotz wartete er. Horchte den immer näherkommenden Schritten. Ob sie ihren Fehler bereits bemerkt hatten? Ob jemand auf dem Weg war, um auf ihn aufzupassen? Die Erleichterung folgte, als sich die Schritte wieder entfernten und schlussendlich verstummten. Erst, als sie gänzlich verstummt waren, wagte der Schwarzhaarige es, mit aller größter Vorsicht die nicht verschlossene Tür zu öffnen.
Der Weg war frei und doch hatte der Schwarzhaarige die Qual der Wahl, ob er dem rechten oder dem linken Gang folgte. Er entschied sich hingegen jeglicher Vernunft für den linken Gang. Den, indem er die Schritte verschwinden gehört hatte. Irgendwo würden sie seine Sachen lagern. Vielleicht auch noch andere Dinge lagern, die ihm nützlich sein konnten. Unbewaffnet, ohne Pokémon, wagte sich Nahash nur langsam vor. Streng darauf bedacht, möglichst keinen Laut von sich zu geben. Der Flur war düster, doch die Tatsache, dass er seinen Mantel nicht hatte, bereitete ihm Unbehagen. Schwarz machte sich in der Dunkelheit eben viel besser, als ein weißes Hemd. - Und es ging um alles oder nichts.
Das Glück war jedoch auf Nahashs Seite. Er hatte die richtige Entscheidung getroffen, den Schritten zu lauschen. Der Flur mündete in einem Raum, der als Lagerort diente. Nicht weit entfernt sein Mantel und damit seine Pokémon. Sowie ein kleines, neugierig machendes Detail. Ein Meisterball. Unvorstellbar, was dieser wohl enthielt. Vielleicht war es aber auch eine Art Falle. Wichtiger war jedoch die Erkenntnis, dass dieser Ort sich wohl unterhalb der Lagerhalle befand. Diese Erkenntnis konnte ihm sicher noch von Nutzen sein.
Problematisch blieb jedoch der Umstand, dass der vorbeigezogene Kerl Halt in diesem Lagerraum gemacht hatte. Dort stand er. Wartete. Betrachtete so manches Diebesgut. Mit mehr Desinteresse als Interesse. Den Meisterball mied er völlig. Aus welchem Grund, konnte Nahash sich jedoch nicht ausmalen. Ob ein besonders gefährliches Pokémon sich darin befand? Er war sich jedenfalls sicher, den Meisterball für den Fall der Fälle mitzunehmen. Er würde mit Sicherheit als Druckmittel dienen können. Vielleicht war er auch seine Karte in die Freiheit.
Während der Fremde das Diebesgut an anderer Stelle betrachtete, ergriff Nahash die Gelegenheit, um sich heranzuschleichen. Riskant, vielleicht. Doch aktuell wusste er den Vorteil auf seiner Seite. Allen voran, wo der Mann nun endlich etwas gefunden hatte, was sein Interesse weckte. Ein gezielter Schlag in den Nacken war glücklicherweise genug, um ihn ins Land der Träume entschwinden zu lassen. Blieb bloß zu hoffen, dass er nicht allzu bald wieder erwachen würde.
Schleunigst griff der Schwarzhaarige seinen Mantel und prüfte, ob seine Pokébälle und seine Wertgegenstände noch beisammen waren. Kaum hatte er sich davon überzeugt, zog er ihn schleunigst an, schnappte sich den einsamen Meisterball und stopfte ihn achtlos in die Tasche. Er musste wichtig sein. Er musste irgendeine Bedeutung haben. Wenn nicht, so war es ihm letztendlich auch egal. Dann hatte er diesen Menschen wenigstens materiellen Schaden zugefügt, nicht? Ein Meisterball konnte doch nicht bloß irgendeine Zierde sein.

Er eilte zum Ausgang. Nicht jedoch, ohne an diesem verfluchten Raum Halt zu machen und einen vorsichtigen Blick hineinzuwerfen. Offenbar hatte noch niemand sein Verschwinden bemerkt. Tatsächlich interessierte den Schwarzhaarigen aber ein anderes Detail. Das Tagebuch. Eine gefühlte Ewigkeit starrte er auf dieses verfluchte Buch herab, als er davor stehengeblieben war. Einerseits juckte es ihn in den Fingern, es mitzunehmen und zu lesen. Andererseits war er sich sicher, dass er vielleicht nicht wissen wollte, was darin geschrieben stehen mochte. Es war Unsicherheit. Pure Unsicherheit.
Letztendlich hob er es auf. Nur, um wieder eine gefühlte Ewigkeit auf das Cover zu starren und mit dem Gedanken zu spielen, es doch wieder auf den Boden zu legen. Es war ein Fluch. Gleichzeitig vielleicht aber auch ein Segen. Vielleicht war es genau das, was er brauchte, um in die Zukunft zu blicken. Vielleicht war es das, was er brauchte, um seinen Horizont zu erweitern. Um zu erfahren, was mit seinem Umfeld geschah. Um es in Zukunft vielleicht sogar besser zu machen.
Er schüttelte den Kopf. Als wollte er seine eigenen Gedanken verneinen und als Unsinn abtun. Und nichtsdestotrotz verstaute er das Tagebuch seiner Mutter in der Innentasche seines Mantels. Für den Fall der Fälle. Wie hätte er dieses Tagebuch auch einfach liegenlassen können, wenn es ihm womöglich Fragen beantwortete? Wenn es wahrscheinlich je das einzige sein würde, was er von seiner Mutter hatte. Nicht, dass er sich groß an sie erinnern konnte. Es war viel zu lange her und obwohl er sich stets einzureden versucht hatte, dass sie keinerlei Bedeutung in seinem Leben hatte, so musste er sich nun wohl eingestehen, dass er sich selbst belogen hatte. Nach allen Regeln der Kunst. Hätte er sonst das Tagebuch eingesteckt, ehe er den verhassten Raum wieder verließ, um den Ausgang zu suchen?
Tatsächlich kreisten die Gedanken noch lange, nachdem er diesen Raum verlassen hatte, um das Tagebuch. Egal, wie sehr er sich auf seine Umgebung zu konzentrieren versuchte, es war zwecklos. Es war Glück, dass er keine Begegnungen hatte, die ihm einen Rückschlag hätten versetzen können und ehe er sich versah, befand er sich wieder in der Lagerhalle, in der dieser ganze Ärger angefangen hatte. Erst, als er sich auf den Ausgang zubewegte, verstand er auch, wohin all diese Bandenmitglieder verschwunden waren.

Es dauerte nicht lange, bis man Nahash schließlich entdeckt hatte und ihn abermals einkreiste. Sehr unzufrieden. Denn offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass der werte Gast entkommen und die Arbeit dieser Verbrecher stören würde.
"Unangenehme Überraschung.", ließ Siavash verlauten, der ebenfalls nicht lange auf sich warten ließ. Dem Anschein nach hatte er die Verbrecher dirigiert, die schwere Kisten auf ein Schiff geladen hatten. Schmugglerware vielleicht? Wer wusste das schon. Und wer wollte das schon wissen? Der Umstand, dass sie wieder einmal zahlenmäßig überlegen waren, war äußerst ärgerlich. Auch Shirley bewies wieder, welch aufmerksames und vor allem gefährliches Wesen war. Ihre Augen waren messerscharf und nicht auch nur eine einzige Regung schien ihr zu entgehen. Nahash jedoch steckte seine Hände in die Taschen. Umklammerte dabei den Meisterball, um ihn jederzeit einsetzen zu können.
So aufmerksam Shirley auch war, sie schöpfte keinen Verdacht. Achtete bloß auf jede weitere Regung und ob nicht doch ein Messer im Spiel sein würde. "Gelassen, wie ich sehe.", kommentierte der Informant. Nun, er wusste, dass Nahash keine Chance gegen diese Masse an Leuten hatte. Seine Pokémon ebenfalls nicht. Sie waren immerhin Lebewesen und keine Kampfmaschinen.
"Warum hast du die Taijitu verraten?", fragte Nahash. Eine Frage, die ihm doch tatsächlich schon seit langem auf der Seele brannte. Warum hatte Siavash die Organisation verraten? Was machte seinen Anreiz aus? Welches Ziel verfolgte er damit, wenn überhaupt? Es hatte nie eine Erklärung gegeben und vielleicht gab es auch keine, die abseits von "Spaß" lag.
"Effizienz." Ein einziges Wort, das auf Erklärung wartete. Und die folgte sogleich. "Die Taijitu ist zwar groß, aber glaubst du wirklich, dass sie effektiv ihre Ziele erreichen wird?" Eine Frage, die keiner Antwort bedurfte. Vielleicht war es nicht realistisch zu glauben, dass die Taijitu ihr Ziel erreichen würde. Ja, vielleicht war es sogar dumm und kindisch. Das hielt Nahash jedoch nicht davon ab, daran zu glauben. Vielleicht nicht dieses Jahr oder nächstes. Vielleicht auch nicht in den nächsten zehn Jahren. Aber gehörte die Ungewissheit nicht zur Hoffnung dazu? Machte sie die Hoffnung nicht aus? Wenn man überhaupt von so etwas wie Hoffnung sprechen konnte.
"Und selbst, wenn Spencer sein Ziel erreichen sollte, wie glaubst du werden die Mitglieder reagieren, die ihre Pokémon abgeben sollen?" Beinhielt das Ziel denn nicht, dass man manch einem vor den Kopf stoßen würde? Konnte man rechtfertigen, dass die treuen Mitglieder sich ihrer Pokémon entledigten, weil sie nicht als würdig erachtet wurden, sie zu besitzen? Weil sie sie nicht vollends unter Kontrolle hatten? Selbst Nahash musste zugeben, dass ihm der Gedanke, sich von seinen Pokémon zu trennen, nicht behagte. Sie waren Partner. Freunde. Ständige Gefährten, die man kennen und lieben lernte. Nein, er wusste selbst nur allzu gut, dass er es nicht einfach würde wegstecken können, sie aufzugeben. Doch auf der anderen Seite gab es immer noch andere Möglichkeiten.
"Spencers Plan ist zum Scheitern verurteilt.", machte der Informant klar. "Spätestens, wenn er einen Erfolg erzielt, wird es ihm das eigene Genick brechen. Wenn auch durch anderer Hand" Er grinste. Abermals. Allmählich war Nahash dieses Grinsen wirklich leid. Nur zu gerne hätte er es weggefegt und dem Informanten gezeigt, dass es nichts mehr zum Grinsen gab. Dass er verloren hatte.
Letztendlich breitete der Informant die Arme aus, als würde er die Welt umarmen wollen, deutete tatsächlich aber nur auf die Bandenmitglieder, die ihn umgaben. "Diese Bande hat vollbracht, wozu die ach so allmächtige Taijitu nicht in der Lage ist!", behauptete er lauthals. Ob dem so war? Tatsächlich musste Nahash sich eingestehen, dass er es glaubte. Dass er drauf und dran war, ein Deail zu erfahren, dass ihm unendlich weiterhelfen würde. Ja, dass die Pläne dieses Verräters zunichte machen würde. Mal sehen, wer dann lachte.
"Während ihr auf der Stelle tritt, hat sie Yveltal gefangen." Das siegessichere Lächeln strotzte tatsächlich vor solcher Selbstsicherheit, dass Nahash schlecht davon wurde. Nein, eigentlich wollte er sich mit diesem Menschen nicht abgeben. Nicht länger, als noch nötig war. Leider nur kam er wohl nicht so einfach davon. So ein Ärger aber auch. Andererseits war dieses Gezeter es wohl wert.
"Yveltal?", hakte der Auftragskiller nach, als er den Namen hörte. Er musste zugeben, dass er ihn noch nie gehört hatte. Es sagte ihm nicht das Geringste. "Das Pokémon der Zerstörung.", folgte sogleich die Erklärung. "Das Lebewesen ihrer Lebenskraft beraubt. Was glaubst du, was man damit alles anstellen könnte?" Zerstörung? Wesen ihrer Lebenskraft berauben? Es klang tatsächlich nicht nach einem ungefährlichen Pokémon. Und da traf ihn die Erkenntnis?
Den plötzlichen überraschten Ausdruck auf Nahashs Gesicht, missinterpretierte Siavash jedoch als Ehrfurcht. Das siegessichere Grinsen kehrte wieder einmal zurück. Es war jedoch die Erkenntnis, was sich in diesem Meisterball befand, die Nahash getroffen hatte. Natürlich würde man ein solches Pokémon in einem Ball fangen, der unfehlbar war. Der absolute Sicherheit bietete. Mitnichten war dieses Pokémon wohl erfreut darüber, von irgendwelchem kriminellen Gesindel gefangen worden zu sein. Nein, sicherlich sinnte es in gewisser Weise auf Rache, wenn es das Pokémon der Zerstörung war. Ein wütendes Geschöpf, dass sich über die ihm entgegengebrachte Dreistigkeit empörte.

"Wenn es das Pokémon der Zerstörung ist, glaubst du, es kontrollieren zu können?", stellte er schließlich die Frage. Siavash neigte seinen Kopf zur Seite, betrachtete mit Desinteresse den Auftragskiller und schien sogat einen Moment zu überlegen, ob er überhaupt antworten sollte. "Das ist wohl das Problem.", antwortete er überraschend ehrlich. "Es wird sich höchstwahrscheinlich nicht freuen, uns zu sehen. Aber wenn wir Xerneas auch noch in die Finger bekommen können, können wir dem Problem entgegenwirken."
Xerneas. Wenn es dem Problem entgegenwirken konnte, so war es mit Sicherheit das Gegenstück Yveltals. Doch wenn sich in dem Meisterball das Pokémon der Zerstörung befand, sollte er das Risiko eingehen, es freizulassen? Sollte er dieses Pokémon in die Welt hinauslassen? Wer wusste schon, was es tun würde. Nein, was hatte es bisher getan? Er hatte noch nie von Fällen gehört, die Yveltal involviert hätten. Sonst hätte er den Namen mit Sicherheit gekannt.
"Vielen Dank für die Information.", äußerte der Auftragskiller sich und trieb damit Siavash einen verwirrten Ausdruck aufs Gesicht. Ja, er hatte mit einer gänzlich anderen Reaktion gerechnet. Nicht mit Dank oder dieser Ruhe, die der Schwarzhaarige ausstrahlte. Für Nahash bestand kein Zweifel mehr. Er hatte von keiner auffälligen oder großflächigen Zerstörung gehört. Selbst als Pokémon der Zerstörung musste Yveltal einen anderen Sinn haben, als blanke Zerstörungswut. Selbst wenn Yveltal wütete, so war Nahash sich sicher, dass er diese Chance ergreifen könnte. War es nicht schließlich auch egal, was mit ihm geschah, wenn er Siavash bloß ausschaltete? Wenn sein Ziel mit ihm ging? Er war schließlich noch nie jemand gewesen, der groß auf sein eigenes Wohl geachtet hatte.
"Du missverstehst etwas Grundlegendes.", begann der Auftragskiller den Informanten zu belehren. Er blieb ruhig. Gefasst. Ja, allen voran jetzt, wo er etwas Mächtiges in der Hinterhand hatte. Der Informant schien von diesen Worten jedoch ganz und gar nicht begeistert zu sein. Er verstand etwas nicht? Dummes Geschwätz.
"Die Taijitu braucht kein unkontrollierbares Pokémon der Zerstörung." Nein, denn Zerstörung war nicht ihr Ziel. "Die Taijitu hat Mitglieder, die aus Überzeugung handeln und nicht aus Machtgier." Und er selbst war nicht der einzige. Überzeugung. Ja, selbst Zaara hatte sich aus purer Überzeugung der Taijitu angeschlossen, obwohl sie keine Kriminelle war. Obwohl sie nicht so bedeutend war, wie höherrangige Mitglieder. Konnte diese Bande aus Überzeugung handeln? Mitnichten. Und so anmaßend es klingen mochte, die Taijitu hatte ihn, Nahash, der bereit war, für diese Überzeugung zu sterben. Wenn nicht jetzt, dann wenn er musste. Wenn das Ziel irgendwann erreicht war. Wenn sich eine Rebellion auftat, um Spencer zu stürzen. Wenn nicht er, dann ein anderes Mitglied der Taijitu.
"Allein deswegen ist dein Plan zum Scheitern verurteilt.", behauptete er schließlich waghalsig - und glaubte es sogar. Ja, es gab nichts mehr, das ihn jetzt noch stoppen würde. "Du spuckst ja ganz schön große Töne. Vielleicht sollte ich deine Überreste Spencer als Geschenk schicken." Eine Drohung, die den Auftragskiller nicht zu beunruhigen wusste. Nein, denn hatte der Informant mit diesen Worten nicht sein eigenes Todesurteil unterschrieben? Eine Drohung bewirkte nichts. Sie verlief ins Leere. Eine Tatsache, die Siavash nicht entgangen war. Für einen kurzen Moment wirkte er sogar beunruhigt, warum seine Drohungen ihre Wirkung verfehlten. Ihm gefiel diese Selbstsicherheit, die Nahash an den Tag legte nicht. Nein, im Gegenteil, sie wusste ihn zu beunruhigen. Ein überaus fremdartiges Gefühl, das so selten wurzelte, dass es dem Informanten mittlerweile unheimlich fremd vorkam. Allen voran unheimlich. Erst jetzt war der Groschen gefallen. Erst jetzt traf ihn die Erkenntnis, warum Nahash so ruhig blieb und ein unheimliches, fast vorfreudiges Grinsen zeichnete sich mit einem Mal auf seinem Gesicht ab. Es versprach spannend zu werden. Das war die Erkenntnis, die Siavash traf.
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Beitrag von GastDo März 16, 2017 3:24 am

# 28²
NAHASH & RUTHLESS CRIMINALS
Stratos City - Hafen

"Wenn ich sterbe, gehst du mit mir unter!", verkünderte der Auftragskiller, bevor er den verhängnisvollen Meisterball aus seiner Tasche, hoch in die Luft warf und damit das Leben dieser Verbrecher zeitgleich besiegelte. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Die versammelte Mannschaft schien den Atem anzuhalten, als das mächtige Pokémon der Zerstörung sich zeitgleich mit Nahashs Ruf seines Namens aus dem Meisterball befreite, seine mächtigen, schwarzen Schwingen gegen das Dach der Lagerhalle schlug und sie zu Fall brachte.
Der gellende Schrei der Zerstörung hallte durch den ganzen Hafen, als die Bruchstücke des Daches unheilvoll herabregneten und bereits den einen oder anderen Flüchtigen unter sich begruben. Die nächsten ergriffen die Flucht in ausartenden Hilferufen, als könnte sie noch Rettung ereilen. Begleitet von dem wahnsinnigen Lachen eines Mannes, der einer Niederlage ins Auge blicken musste. Doch es war keine vernichtende. Während seine Kameraden vor dem Ungetüm flüchteten, verharrte der Informant an Ort und Stelle, lachte und lachte so laut und so unheimlich, dass man hätte glauben können, zeitgleich wäre jemand aus der Irrenanstalt ausgebrochen. Nein, es war keine Angst, die sich abzeichnete. Es war Amüsement über die Situation. Über die simple Tatsache, dass er ausgetrickst worden war. Dass Nahash die Bereitschaft gezeigt hatte, hier und jetzt zu sterben.
Nur Yveltals Schrei durchbrach das Gelächter. Die unheilbringenden, zornesroten Augen des Pokémon waren auf die Männer gerichtet, die es so schändlich und feige gefangen hatten. Es sammelte Energie, die es in einem blutroten Strahl auf denjenigen abfeuerte, der nicht schnell genug seine Beine in die Hand nehmen konnte. Das Unheil forderte seinen Tribut und der schiere Horror zeichnete sich auf den Gesichtern der Kameraden ab, die mitansehen mussten, wir ihr Kollege sich vor ihnen zu Stein verwandelte. Zu einer leblosen Hülle, die niemals wieder erwachen würde. Deren letztes Lebenszeichen ein verängstigter Schrei war, bevor Yveltal Rache genommen hatte.
Und doch begann der Informant, der all dies in die Wege geleitet hatte, zu rennen. Aus den Überresten der Lagerhalle hinaus. Weg von der Vernichtung, die sich dort materialisiert hatte. Sowohl Nahash als auch Yveltal nahmen die Verfolgung auf. Während der blutrote Vogel sich jedoch gänzlich auf die Bandenmitglieder konzentrierte, war Siavash Nahashs erwähltes Ziel. Das Messer war bereits gezückt. Der Moment so ergreifend, dass er gänzlich auf die Hilfe seiner Pokémon verzichtete. Selbst Shirley, die in schiere Panik ausgebrochen war, wurde von ihrem Trainer zurückgerufen.
Der Spieß wurde umgedreht. Die ganze Situation hatte sich zugunsten Nahashs entwickelt, der den flüchtenden Informanten alsbald einholte. Kampflos gab dieser jedoch nicht auf, wehrte die Klinge sogar mit seiner eigenen ab. Es folgte ein gezielter Schlagabtausch. Aneinanderklirrende Messer, die den gellenden Schrei Yveltals untermalten und von verzweifelten Schreien begleitet wurden.
Der vernichtende Strahl des Pokémons, der schon so manchen Flüchtigen zu Stein verwandelt hatte, schlug neben den Kämpfenden auf den Boden ein, zerstörte große Teile der Pflasterung und beförderte beide durch eine heftige Druckwelle zu Boden. Unbeirrt ergriff Nahash schnellstmöglich wieder sein Messer und richtete sich so unvorsichtig und schnell wieder auf, um sich auf den anderen zu stürzen, dass er seinen Fehler viel zu spät bemerkte. Siavash war ihm zuvorgekommen. Hatte die nächsten Schritte Nahashs sofort vorausgesehen und den unvorsichtigen Auftragskiller wortwörtlich ins Messer laufen lassen.

Es wurde still.

Ruckartig zog der Verräter das Messer aus dem Bauch des Auftragskillers, der selbst sein Messer fallen ließ. Obwohl er versucht hatte, es ihm wenigstens mit gleicher Münze heimzuzahlen. Das Grinsen. Das siegreiche Grinsen des anderen wirkte ironisch. So unendlich ironisch, dass Nahash sich innerlich selbst idiotisch nannte. Das Pokémon der Zerstörung hatte seine Chance werden sollen. Es hatte die Bande zerstreut. Teile davon ausgelöscht, während anderen eine Flucht gelang.
Erneut traf der mächtige Angriff des Pokémons neben ihnen auf den Boden, brach den Asphalt und beförderte beide Männer in die Luft. Während Nahash auf dem nun unebenen Boden einschlug, versank der Informant im kalten nass. Und tauchte nicht wieder auf.
Der unheilbringende Schrei war das letzte, was Faye vernahm. Doch es geschah nichts. Das Pokémon kreiste in der Luft. Seine rot glühenden Augen, die puren Zorn ausgestrahlt hatten, waren verlischt. Sie glichen nun einer kristallblauen Farbe. Einer ironisch beruhigenden, wie Nahash fand. Er war sich sicher, dass er sich darin hätte verlieren können.
Auf den Rücken liegend, die Hand auf die Wunde gepresst, sah er sich um. Nach dem Meisterball. Der ganze Aufruhr und die Erschütterungen des Verwüstung hatten ihn nach draußen befördert. Hier, in die Hafennähe. Nahe des Wassers, in dem Siavash versunken war. Kraftlos wendete Faye sich auf den Bauch, versuchte, zum Meisterball zu kriechen, weil er nicht die Kraft aufbringen konnte, aufzustehen. Wie auch? Wieder einmal war er froh, dass ihn niemand so nah. Nun, abgesehen von Yveltal. Es verwunderte ihn, dass dieses Pokémon ihn nicht genauso zu Stein verwandelt hatte.

Seine Sicht begann zu verschwimmen, während er sich nach dem Meisterball reckte. Weiter zu kriechen, selbst dafür hatte er keine Kraft mehr. Sein Körper fühlte sich allmählich taub an. Sicherlich hatte er auch einige Steinsplitter abbekommen. Kleinigkeiten, im Gegensatz zum Messerstich und doch verfehlten diese Kleinigkeiten ihre Wirkung nicht. Als er den Meisterball endlich zu fassen bekommen hatte, holte er aus, so gut es ging. Nur, um den Ball dann auf den Boden zu schmettern, in der Hoffnung, er möge brechen und Yveltal freigeben. Gefährlich wie es auch war, es sollte keinen Verbrechern als Mittel zum Zweck dienen. Doch es nützte nichts. Die Kraft fehlte.
Er versuchte es erneut. Erneut. Und erneut. Doch der Meisterball wollte nicht brechen. Er spürte die Erschütterung, die Yveltal mit seiner Landung auslöste. Ob es das war? Ob es Yveltal genügte und dem nun ein Ende setzen würde? Trotzdessen, dass das Pokémon sich in seine Nähe begab, versuchte er noch immer, den Meisterball kaputt zu schlagen. So zaghaft seine Schläge mittlerweile auch waren. Es wollte ihm nicht gelingen. Er konnte die nötige Kraft einfach nicht mehr aufbringen.
Das Pokémon jedoch trat näher. Drückte die Hand, die den Meisterball hielt sanft mit der Schnauze zu Boden und wartete einen Augenblick ab, bis der Auftragskiller dieses sinnlose Unterfangen endgültig sein ließ. Als er verstanden hatte, legte das Pokémon der Zerstörung sich so flach auf den Boden und drängte dem Schwarzhaarigen seine Mähne auf, dass er tatsächlich begann, sich festzuhalten, ja, jegliches bisschen an Restkraft dafür aufwandte, sich an der schwarzen Mähne des Pokémons hochzuziehen. Der Meisterball landete wieder in seiner Tasche, während Yveltal versuchte, so sanft wie möglich mit seinem Flügel nachzuhelfen.
Er verstand nicht, was vor sich ging. Nicht im Ansatz verstand Nahash, was dieses Pokémon plante. Was dessen Ziel war. Was es überhaupt damit zu erreichen versuchte. Alles, was Nahash wusste war, wie unglaublich weich diese graue Mähne war, die Yveltals Hals zierte. Vielleicht war das Pokémon der Zerstörung doch nicht so furchtbar, wie es geklungen hatte. Vielleicht steckte wirklich mehr dahinter, als die bloße Zerstörungswut. Wie es sich vorsichtig aufrichtete, hektische Bewegungen vermied und sicherstellte, dass der Auftragskiller nicht sofort wieder von seinem Rücken purzelte, hatte etwas Magisches. Diese Begegnung hatte etwas Magisches. Träumte er vielleicht nur? Würde er vielleicht gleich einfach in seinem Bett aufwachen? Doch die Schmerzen waren so echt. Sie waren das einzige, was Nahash sicherstellen ließ, dass dies kein Traum war. Dass dies Realität war. Dass er versagt hatte, obwohl er ein solches Risiko eingegangen war.

Das war sein letzter Gedankengang, ehe sein Bewusstsein endgültig abdriftete, Yveltal sich in die Lüfte erhob und die Drachenstiege ansteuerte.

# tbc: Schwarze Stadt; Gassen
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